Die Sonne kriecht hell leuchtend über den Rand eines milchigen Horizonts. Noch ein Paar Schritte und dann stehst Du an einer der zahlreichen Panoramaaussichten der Sächsischen Schweiz. Die dunklen Tafelberge ragen wie riesige verwunschene Inseln aus einem Meer aus wattigem Dunst hervor, flattrige Nebelfahnen steigen mystisch an den Felsen empor. An manchen Morgen präsentiert sich die Sächsische Schweiz in ihrem schönsten Kleid. Elegant, majestätisch, geheimnisvoll. Das hat schon vor über 200 Jahren einige der wichtigsten Künstler der Zeit inspiriert – darunter auch Caspar David Friedrich, der mit seinem »Wanderer über dem Nebelmeer« das wohl berühmteste Gemälde der Epoche schuf. Ist das also die Heimat der Romantik? Das findest Du besten selbst raus! Wandle 48 Stunden auf den Spuren von Caspar David Friedrich durch das Elbsandsteingebirge und atme den Geist der Romantik ein! Und vielleicht erlebst Du dabei auch Deinen eigenen Moment über dem Nebelmeer….

Am ersten Tag …

14:00 Uhr Fahrt mit der Kirnitzschtalbahn von Bad Schandau bis zum Lichtenhainer Wasserfall

Während Friedrich Anfang des 19. Jahrhunderts noch mit der Pferdekutsche am Ufer der Kirnitzsch entlang bis zum Lichtenhainer Wasserfall gefahren ist, ruckelt und quietscht heute auf dieser Strecke die Kirnitzschtalbahn. Er hätte ganz bestimmt Gefallen gefunden an diesem gemütlichen Verkehrsmittel, dass sich seit 125 Jahren in die Kurven des Kirnitzschtals legt. Zu beiden Seiten der Kirnitzsch erstreckt sich eines der schönsten und vielseitigsten Wanderreviere des Elbsandsteingebirges. Auch Caspar David Friedrich unternahm von Bad Schandau aus Wanderungen zum Kuhstall. 1818 war er mit seiner Frau und den Freunden Carl Gustav Carus und Friedrich Gotthelf Kummer am Kuhstall. Auch in einem Brief an seinen Bruder im Jahr 1821 erwähnt Friedrich den Kuhstall.

14:45 Uhr Wanderung vom Lichtenhainer Wasserfall zum Kuhstall

Die Wanderung auf einen Blick:

  • Start/ Ende: Lichtenhainer Wasserfall
  • Strecke: 3,5 km I Laufzeit: 2 h
  • Schwierigkeit: leicht (Aufstieg: 173 m, Abstieg: 177 m)
  • Inspirationsorte von Caspar David Friedrich: Kuhstall
  • ÖPNV: Fahrt mit Kirnitzschtalbahn ab Kurpark Bad Schandau, Bus 241 ab Nationalparkbahnhof Bad Schandau oder Kurpark Bad Schandau
  • Tipp: Die Gästekarte mobil gilt auch für die Kirnitzschtalbahn!

18:10 Uhr Rückfahrt mit der Kirnitzschtalbahn vom Lichtenhainer Wasserfall nach Bad Schandau

19:00 Uhr Abendessen, Beine hoch und träumen


Am nächsten Tag …

Variante 1 für alle nebelverrückten Romantiker:

1,5 h vor Sonnenaufgang aufstehen & Aufstieg auf den Lilienstein

Je nachdem wie tief du den Atem der Romantiker spüren möchtest, beginnt Dein nächster Tag mit einem Sonnenaufgang auf dem Lilienstein. Caspar David Friedrich war fasziniert vom Nebel in der Sächsischen Schweiz. Wer ihn erleben möchte, muss früh aufstehen. Den Blick auf den Lilienstein hat Friedrich auf zahlreichen Zeichnungen festgehalten: vom Ufer der Elbe in Prossen und vom Kurort Rathen aus. Ob er auch auf dem Lilienstein war, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Die Sonnenaufgänge vom Plateau des Liliensteins aus sind legendär. Und die Chancen stehen sehr gut, dass Du ihn hier haben erleben wirst – Deinen Nebelmeer-Moment.

Variante 2 für alle anderen Romantiker:

09:00 Uhr Wanderung entlang der 2. Etappe der Malerweges von Stadt Wehlen bis nach Hohnstein

Schon zu Caspar David Friedrichs Zeiten kannten die Dresdner Künstler die spektakulärsten Aussichtspunkte, die eindrucksvollsten Motive und die Wege dahin. Auch Friedrich hatte diese Pfade genutzt. Der heutige Malerweg Elbsandsteingebirge folgt vielen dieser historischen Wege. Entlang der zweiten Etappe des Malerweges gibt es eine besonders hohe Dichte an Orten, die auch Caspar David Friedrich als Quelle der Inspiration dienten.

Die Wanderung auf einen Blick:

  • Start: Stadt Wehlen I Ende: Hohnstein
  • Strecke: 11 km I Laufzeit: 5 Stunden
  • Schwierigkeit: mittel (Aufstieg 400 m, Abstieg: 345 m)
  • Inspirationsorte von Caspar David Friedrich entlang der Route: Wehlen, Felsentor Neurathen im Basteigebiet, Amselgrund, Polenztal, Schindergraben, Burg Hohnstein
  • Anreise mit dem ÖPNV: S-Bahn S1 bis Wehlen & Fähre F8 I Abreise mit dem ÖPNV: Bus 236, 237, 254, 264 (HST: Hohnstein, Eiche)
  • Tipp: Als Übernachtungsgast in vielen Orten der Sächsischen Schweiz kannst du mit der Gästekarte mobil ohne zusätzliches Ticket die S-Bahn, die Fähre in Wehlen und den Bus nutzen!

15:00 Uhr Besichtigung der Burg Hohnstein

Schon durch ihre Lage bietet die Burg Hohnstein einen malerischen Anblick. Die unmittelbare Umgebung der Felsen und tief eingeschnittene Täler zogen die Maler im 18. und 19. Jahrhundert geradezu an. So auch Caspar David Friedrich! Anfang Juli 1800 hielt sich Friedrich am Hohnstein auf, wo er am 8. Juli die Toreinfahrt der Burg Hohnstein skizzierte.

16:45 Uhr Rückfahrt mit dem Bus 254 von Hohnstein (Haltestelle Eiche) zum Nationalparkbahnhof in Bad Schandau

19:00 Uhr Abendessen, Beine hoch und schlummern

Tipp: Abstecher zum Uttewalder Felsentor ganz zu Beginn der Tour. Dann kann der sich anschließende Aufstieg zur Bastei über den Zscherregrund und Höllengrund erfolgen. Caspar David Friedrich suchte im Uttewalder Grund mehrere Tage lang die Einsamkeit und skizzierte die Landschaft. Dem russischen Dichter W. A. Shukowsky berichtete er 1821, er habe einmal eine ganze Woche im Uttewalder Grund „zwischen Felsen und Tannen“ gewohnt und dabei keine Menschenseele getroffen. 1825 verarbeitet er das intensive Erlebnis zu seinem düsteren Ölgemälde „Uttewalder Grund“.


Am letzten Tag …

09:00 Uhr Wanderung entlang des Caspar David Friedrich Weges

Von Frühjahr bis Herbst 1813 lebte der Maler mit dem markanten Backenbart sogar einige Monate am Stück im Elbsandsteingebirge. Im beschaulichen Örtchen Krippen an der Elbe, im Haus seiner Freundes Friedrich Gotthelf Kummer sucht er Zuflucht vor dem Kriegsgeschehen und dem ihm verhassten Napolen. An Friedrichs „Flucht nach Krippen“ erinnert der Caspar-David-Friedrich-Weg. Der insgesamt etwa 15 Kilometer lange Wanderweg führt von Krippen entlang der Elbe hinauf nach Schöna mit der Kaiserkrone und anschließend über den Wolfsberg und durch Reinhardtsdorf wieder zurück zum Ausgangspunkt. Anhand der Zeichnungen im „Krippener Skizzenbuch“ lässt sich nachvollziehen, dass auch der Künstler auf dieser Strecke unterwegs gewesen sein muss. Informationstafeln entlang des Weges zeigen die jeweils an den entsprechenden Orten entstandenen Impressionen.

Die Wanderung auf einen Blick:

  • Start/ Ende: Krippen
  • Strecke: 15 km I Laufzeit: 5 h
  • Schwierigkeit: mittel (Aufstieg: 336 m, Abstieg: 120m)
  • Inspirationsorte von Caspar David Friedrich entlang der Route: Krippen, Mittelhangweg, Kaiserkrone
  • Anreise mit dem ÖPNV: S-Bahn S1 bis Bahnhof Krippen, Bus 252 bis Krippen, Alte Schule
  • Tipp: Caspar-David-Friedrich-Stele in Krippen

14:00 Uhr Abreise

Damit deine Glücksgefühle so lange wie möglich anhalten, sollte Dein romantischer Exkurs ins Elbsandsteingebirge kein allzu abruptes Ende finden. Verbinde Deine Abreise deshalb am besten noch mit dem Besuch einer der zahlreichen Sonderausstellungen im Jubiläumsjahr.


Tipp zum Schluss für alle Romantiker:

Caspar David Friedrich liebte es aufgrund der besonderen Lichtstimmung zur Zeit der Dämmerung ausgedehnte Spaziergänge zu unternehmen. Den Abend bei einem der spektakulären Sonnenuntergänge im Elbsandsteingebirge ausklingen zu lassen, ist ja auch einfach unheimlich romantisch … Als Spot empfehlen wir Dir den Gamrig. Friedrich zeichnete ihn am 15. Mai 1808 auf dem Rückweg von einer Wanderung vom Großen Winterberg. Diese Zeichnung nutzte er bei seinem berühmten Gemälde “Der Wanderer über dem Nebelmeer” im linken Mittelgrund.


Du suchst nun noch eine gemütliche Unterkunft für Dein romantisches Abenteuer in der Sächsischen Schweiz? Hier wirst Du fündig.


Wusstest Du, dass …

… die Maler im 19. Jahrhundert einen Landschaftspass benötigten, um in der Sächsischen Schweiz malen zu dürfen? Caspar David Friedrich, der am 05. September 1774 in Greifswald das Licht der Welt erblickte, verbrachte die längste Zeit seines Lebens in Dresden. Nicht ohne Grund fiel die Wahl auf Dresden. Er wollte “in der Nähe der trefflichsten Kunstschätze und umgeben von einer schönen Natur” leben und wirken. So ließ sich Friedrich nach seiner Ankunft in Dresden im Herbst 1798 bereits im Frühling 1799 vom Grafen Camillo von Marcolini, dem damaligen Generaldirektor der Kunstakademie in Dresden, einen Pass für das Zeichnen in der Sächsischen Schweiz ausstellen. Das war sozusagen die Eintrittskarte ins Elbsandsteingebirge für Maler im 19. Jahrhundert.

Bildnachweise:

  • Nebelmorgen in den Schrammsteinen: Stefan Junghannß
  • Sonnenaufgang an der Bastei: czech vibes
  • Blick von der Kaiserkrone zum Sonnenaufgang mit Nebelmeer: Sebastian Rose
  • Kirnitzschtalbahn: Philipp Zieger
  • Lichtenhainer Wasserfall: Philipp Zieger
  • Kuhstall: Yvonne Brückner
  • Felsentor Kuhstall: Martin Goehring
  • Der-Lilienstein-bei-Dresden-Blei-Oslo-Nationalgalerie-1806: Nationalmuseum Oslo I Photo (c) Nasjonalmuseet/Ivarsøy, Dag Andre
  • Kiefer Lilienstein: Rico Richter
  • Sonnenaufgang auf dem Lilienstein: Philipp Zieger
  • Wilke-Aussicht in Wehlen: Philipp Zieger
  • Basteigebiet: Kenny Scholz
  • Bärengarten bei Hohnstein: Philipp Zieger
  • Hohnstein: Hartmut 460068383/adobestock.com
  • Burg Hohnstein: czech vibes
  • Burg Hohnstein: Rico Richter
  • Uttewalder Felsentor: Philipp Zieger
  • Uttewalder Grund: Philipp Zieger
  • Uttewalder Grund: Iven Eißner
  • Kaiserkrone am Caspar-David-Friedrich-Weg mit Blick zum Zirkelstein: Philipp Zieger
  • Kaiserkrone am Caspar-David-Friedrich-Weg: Philipp Zieger
  • Caspar-David-Friedrich-Weg am Wolfsberg: Philipp Zieger
  • Sonnenuntergang auf dem Gamrig: Sebastian Rose
  • Blick vom Gamrig Richtung Kurort Rathen: Rico Richter
  • Logo Sächsisch-Böhmische Schweiz: TVSSW
  • Winterwandern Nationalparkregion Sächsische Schweiz: Sebastian Thiel

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