Warmer Ziegenkäse, zarter Wildburger, Limonade aus Fichtenspitzen: Nicht nur die bizarre Felsenwelt, auch die kulinarische Landschaft der Sächsischen Schweiz lädt zur Entdeckung. In familiengeführten Restaurants wird mit Kreativität und Herzblut der natürliche Reichtum an wunderbaren Produkten gefeiert, den die Region den Köchen bietet.
Pirna: Ein Herz fĂĽr Bienen
Vor 430 Jahren wurden unter diesen Steinbögen Pferde gefüttert, getränkt, auch ausgewechselt. Das Gebäude am Rand von Pirna, das heute als Hotel & Gasthof Zur Post Gäste anzieht, war im Jahr 1693 die erste Poststation Sachsens. Besitzer Axel Michaelis freut sich enorm, dass die steinernen Bögen der Ställe erhalten geblieben sind. Heute sind sie eine Zierde des großen Restaurants des Hauses. Dessen alle 14 Tage wechselnde Speisekarte kann sich sehen lassen: Neben einem ausgewogenen veganen und vegetarischen Angebot gibt es vor allem „Gutes von hier“.
„Wir haben fast nur regionale Speisen“, betont der gelernte Hotelfachmann und studierte Betriebswirt Michaelis, der den Gasthof gemeinsam mit seiner Frau Jacqueline 2020 von seinem Vater übernommen hat. Bei allem Trubel, den ein solches, privat geführtes Haus mit sich bringt, schaut er sich sämtliche Lieferanten für das Restaurant selbst an. „Ich kenne die alle persönlich“, sagt er, und zeigt auf die Liste, wo von A wie Agrarproduktion Niederseidewitz bis Z wie Ziegenhof Lauterbach ein Dutzend regionale Partner aufgeführt sind. Darunter auch die hauseigene Imkerei.
Elf Völker gehörten zum Haus, zwei als Teil eines hübsch gestalteten Bienenlehrpfads, neun auf einer separaten Wiese, an deren Rand eine Rehfamilie lebt. Auch um die Bienen kümmert sich Axel Michaelis selbst, mit Unterstützung durch einen Imker.
Struppen: Schlemmen mit Aussicht
Dieser Blick ist phänomenal! Die Terrasse des „Laasenhof“ befindet sich hoch über dem Kurort Rathen, vis-à -vis der Bastei, auch aus dem seitlich versetzt liegenden Wintergarten des Restaurants hat man den gleichen großartigen Ausblick.
„Manchmal winken Leute von der Aussichtsplattform herüber“, sagt Karsten Scholz, der sich selbst noch immer an der Lage erfreut. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Katrin Ebert betreibt er seit Beginn des Jahres das frisch rundum sanierte Urlaubsressort mit Restaurant. Schlichte Burger und Schnitzel stehen ebenso auf der Karte, wie ein Lammrücken, der allerhöchsten Ansprüchen genügt.
Drei Köche sorgen dafür, dass im Laasenhof wo immer möglich, Regionales auf den Tisch kommt, und sie machen so viel wie möglich vor Ort selbst. „Limonaden“, nennt Scholz als Beispiel. „Von Anfang bis Mitte Mai mit den jungen Fichtensprossen oder auch mit Löwenzahn.“ Eine weitere Besonderheit der Küche: „Wir versuchen, die Produkte komplett zu verwerten. Wenn wir einen großen Fisch haben, bleibt ja immer etwas übrig. In der – sagen wir mal – schnellen Küche geht das weg, wir machen dann Fischstäbchen daraus.“ Die sind ein Renner bei den kleinen Gästen, zumal sie nach dem Essen gleich auf den angrenzenden Spielplatz können. Für private Feiern steht sowohl der Weinkeller als auch – etwas ganz Besonderes – das Sandstein-Zimmer zur Verfügung. Letzteres besteht im Innern komplett aus Sandstein aus der Sächsischen Schweiz, von lokalen Steinmetzen behauen.
Hertigswalde: GlĂĽckliches Damwild
Familienbetrieb seit 130 Jahren: Das ist schon eine Hausnummer! 1893 erwarben Maik Richters Vorfahren den gut 60 Jahre zuvor eröffneten Gasthof Hertigswalde, seitdem stehen Mitglieder der Familie am Restaurantherd, bewirten die Gäste, sorgen dafür, dass diese sich wie zuhause fühlen.
„Solch eine Tradition kann man nicht aufgeben“, meint der jungenhaft wirkende 47-Jährige. Er hat Betriebswirtschaft studiert. Als die Eltern jedoch vor 20 Jahren kürzertreten wollten, ließ er sich nicht lange bitten. Wobei Klaus und Luise Richter nach wie vor noch mitwirken: Sie serviert und ist so etwas wie der gute Geist des Hauses. Er kümmert sich um das Damwild, das in dem weitläufigen Gehege gleich hinter dem Gasthof lebt.
35 Tiere lassen es sich auf drei Hektar Wiese und in neun Hektar Wald gutgehen. Dank ihnen steht die Spezialität des Gasthofs, Hirschgerichte, durchgehend auf der Speisekarte, während das übrige Angebot saisonal variiert. Koch ist Richter Junior. Er bereitet das Essen nach bewährten Familienrezepten zu – und man schmeckt sofort, dass es den Tieren gut ging.
Maik Richter erlegt das Wild auch selbst. „Zuerst war es schwierig“, gibt er unumwunden zu. „Aber das gehört nun einmal dazu, und wir machen es professionell und so schonend wie möglich.“ Seit 1992 gibt es das Wildgehege, davor hielten die Richters Kühe und Schafe, betrieben Landwirtschaft. Einige Hühner scharren nun noch in ihrem Gehege, sie liefern schmackhafte Eier mit Schalen in unterschiedlichen Farben – wie die Natur so spielt.
OttomĂĽhle: Keiner kocht wie Oma
Die prachtvolle Ottomühle ist das Zentrum für das Dorfleben der Einwohner Rosenthal-Bielatals – und ein Magnet für Gäste von weit und fern. Von hier starten Wanderer, Radfahrer und Kletterer ihre Touren durch das Reich der Felsentürme. Hungrige Gäste werden von Kathrin und Cornel Ogon mit ihrem Team in der frisch sanierten Traditionsgaststätte und dem zugehörigen Biergarten verwöhnt.
Dafür bereitet Cornel Ogon die von seiner ungarischen Großmutter inspirierten Gerichte zu. „Irgendwann habe ich festgestellt, dass keiner so kocht wie Oma. Also nahm ich es selbst in die Hand.“ So kam Cornel Ogon über Catering und die 100 Meter weiter liegende Pension „Zur Schweizermühle“ zum Landgasthof Ottomühle, welcher noch immer im Besitz der Familie Otto ist. Das Haus hatte seit Jahrzehnten leer gestanden und war in einem katastrophalen Zustand, als Ogons auf Wunsch der Eigentümer im Jahr 2017 den Gasthof als Pächter übernahmen und mit der Sanierung begannen.
Kathrin Ogon war zuvor in mehreren leitenden Funktionen tätig und ist für das Organisatorische sowie den Service zuständig. Cornel Ogon hat sich die Küche nach seinen Vorstellungen von einer heimischen Firma bauen lassen und sorgt für die liebevoll zubereiteten Gaumenfreuden, die hier seit 2020 serviert werden. „Für unsere Gäste erfinden wir unsere Speisekarte mit heimischen, saisonalen Produkten immer wieder neu“, so der Gastronom.
Text: Beate Baum
Bildnachweise:
- Hobbyimker und Hotelinhaber Axel Michaelis: TVSSW Marko Förster
- Vorspeise aus dem Laasenhof: TVSSW Marko Förster
- Damwild des Gasthofs Hertigswalde: TVSSW Marko Förster
- Ottomühle im Bielatal: TVSSW Marko Förster
- Logo Sächsisch-Böhmische Schweiz: TVSSW