Erlebnisbericht von Sebastian Thiel

Jetzt fliegen können! Vor uns liegt an diesem Sommermorgen ein Panorama zum Abheben schön: links Pirna, dann die mächtigen Tafelberge Königstein und Lilienstein, rechts in der Ferne die Böhmische Schweiz und tief unter uns Pfaffendorf wie eine liebevoll angelegte Miniaturwelt. Wir sitzen auf einem Gipfel des Tafelberges Pfaffenstein und lassen den Blick schweifen. Unsere heutige Mission: Etappe sieben des Malerweges Elbsandsteingebirge. Die Route: Kurort Gohrisch, Stadt und Festung Königstein, Thürmsdorf, Weißig. Gesamtstrecke: 17 Kilometer. Veranschlagte Wanderzeit: sechs Stunden. Locker schaffbar, auch an einem heißen Tag im Juli – dachten wir.

Wanderer schaut zum Pfaffenstein.©: Sebastian Thiel
Blick zum Pfaffenstein

S-Bahn und Bus bringen uns um halb acht zum offiziellen Etappenstart in Kurort Gohrisch. Nach nur drei Kilometern erreichen wir bereits das erste Highlight: den Pfaffenstein. “Sächsische Schweiz im Kleinen”, wird der in unzählige Felsen und Schluchten zerklüftete Tafelberg aus gutem Grund auch genannt. Es ist eine der faszinierendsten Bergwelten der gesamten Region – und der Malerweg führt mitten hindurch! Das bewaldete, fast zwölf Hektar große Gipfelplateau ist ein natürlicher Abenteuerspielplatz mit zahlreichen Entdeckungen: das Höhlenversteck eines Geldfälschers, eine urige Bergwirtschaft mit Aussichtsturm oder die Felsnadel Barbarine und immer wieder erhebende Ausblicke. Den kleinen Abstecher zur Barbarine nehmen wir mit. Wie eine unvollendete Skulptur steht die knubbelige Säule in der Landschaft. Man braucht Fantasie, um darin die versteinerte Jungfrau zu erkennen, von der die Legende erzählt. Kaum zu glauben, dass an dieser fragilen Felsnadel noch bis vor 50 Jahren intensiv geklettert wurde – bis der tonnenschwere Kopf anfing zu kippeln.

Vom Pfaffenstein geht es weiter an einem Rapsfeld mit einem Zierrand aus Sonnenblumen entlang, dann durch dichten Wald mit teilweise schulter hohem Farn zum unscheinbaren Tafelberg Quirl. »Lauft ihr auch den ganzen Malerweg«, fragt uns ein Wanderer mit dunkelgrauem Outdoor-Hut, als wir an einer Weggabelung stehen. Wir erfahren, dass er schon seit etwa einer Woche auf der Route unterwegs ist und dabei fast alle Etappen des insgesamt 116 Kilometer langen Weges gelaufen ist. Jetzt sei er aber ziemlich kaputt – und froh, dass er das Vorhaben bald geschafft hat. Es ist aber heute auch eigentlich zu heiß zum Wandern. Mehr als 30 Grad sind angesagt. Und als wir gegen Mittag am »Diebskeller« am Tafelberg Quirl ankommen, sind wir dankbar für den kühlen Empfang, den uns die flache, aber weit in den Berg hineinragende Höhle bereitet.

In der an der Elbe gelegenen Stadt Königstein erreichen wir den tiefsten Punkt unserer Tour. Bald geht es wieder merklich bergan. Wir haben den Fuß des Tafelberges Königstein erreicht, auf dessen Gipfel sich die berühmte historische Festung befindet, die wir heute schon mehrfach aus der Ferne gesehen haben. Nach einem langen und schweißtreibenden Anstieg stehen wir endlich am Sockel der monumentalen Anlage.

Wanderer blickt auf die Festung Königstein.©: Sebastian Thiel

Für eine Besichtigung fehlt uns heute die Zeit – und die Kraft. Die Wärme und die Höhenmeter fordern ihren Tribut. Langsam reift die Erkenntnis, dass der ursprüngliche Plan, von Thürmsdorf weiter über Weißig und eventuell bis nach Kurort Rathen zu laufen, für einen Tag wie heute vielleicht doch zu ambitioniert war. Ein klimatisierter Linienbus bringt uns von Thürmsdorf zum Bahnhof in Pirna, wo wir wieder in die S-Bahn steigen.

Zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis

Zeit für ein Fazit: Etappe sieben des Malerweges Elbsandsteingebirge hält mit Pfaffenstein, Quirl, Diebskeller, Stadt und Festung Königstein, Schokoladenmanufaktur und Thiele-Aussicht zahlreiche Highlights bereit – und ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis. Es sind unterwegs jedoch auch einige Wanderkilometer und Höhenmeter zu bewältigen. Wer nicht nur Strecke machen, sondern auch den Pfaffenstein und die Festung ausgiebig erkunden will, sollte sich mehr Zeit nehmen als nur einen Tag. Entlang der Strecke finden sich mehrere Bus- und sogar S-Bahn-Haltepunkte, sodass die Etappe bei Bedarf abgekürzt oder auf zwei Tage verteilt werden kann. Gesehen haben muss man das linkselbische Reich der Tafelberge auf jeden Fall – nicht nur wegen der Panoramen.

Informationen und Tipps zum Malerweg

Der 116 Kilometer lange Malerweg Elbsandsteingebirge zählt zu den schönsten Wanderwegen Deutschlands. Er verbindet die landschaftlich spektakulärsten Punkte der Sächsischen Schweiz. Seine Anfänge reichen bis ins frühe 19. Jahrhundert zurück. In heutiger Form gibt es ihn seit 2006.

TIPP: entspannt sternwandern
Die acht Tagesetappen des Malerweges sind so gelegt, dass An- und Abreise mit dem ÖPNV möglich sind. Dadurch können die Etappen mit leichtem Gepäck auch von einem einzigen Übernachtungsort aus gewandert werden.
Inhaber der Gästekarte mobil können Bus, Bahn und Fähren des VVO frei nutzen.
Hier mehr erfahren: Malerweg mit einem Quartier.

Planung:
Aktuelle Infos zum Weg, passende Unterkünfte und Tipps zur Tourenplanung: www.malerweg.de

Bildnachweise:

  • MalerwegEtappe7SebastianThiel_kleiner: Sebastian Thiel
  • MalerwegEtappe7AusblickPfaffensteinSebastianThiel_kleiner: Sebastian Thiel
  • MalerwegEtappe7BarbarineSebastianThielkleiner: Sebastian Thiell
  • MalerwegEtappe7DiebshoehleSebastianThielS2_kleiner: Sebastian Thiel
  • MalerwegEtappe7FelsenSebastianThielkleiner: Sebastian Thiel
  • MalerwegEtappe7FestungKoenigsteinSebastianThiel_kleiner: Sebastian Thiel
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  • Winterwandern Nationalparkregion Sächsische Schweiz: Sebastian Thiel

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