Die Landschaft ist Teil der rund 7.300 Quadratmeter großen Gartenbahnanlage „Eisenbahnwelten im Kurort Rathen“. Eisenbahnverrückte aus der ganzen Welt kommen, sie zu besichtigen. Der Besucherzähler erreicht bald die erste Million. Die Leinerts, die gleich nebenan wohnen, sind oft hier. Heute dürfen wir sie bei ihrem Besuch begleiten. Teil 3 unserer Mini-Serie in der Einheimische uns ihre liebsten Freizeitziele zeigen: Die „Eisenbahnwelten im Kurort Rathen“.

„Guck mal, wer fährt denn da mit?“, fragt Michél Leinert seinen Sohn Malio und zeigt auf eine Schweizer Zahnradbahn, die sich in Bewegung setzt. Der Zweijährige guckt gespannt auf die Bahn und ruft dann begeistert: „Die Kuh!“ Und tatsächlich: Auf dem orangefarbenen Waggon steht eine braun-weiß gefleckte Spielzeug-Kuh mit Hörnern. Im Hintergrund türmt sich das Matterhorn auf. Davor fährt eine weitere Bahn über das Landwasserviadukt, vorbei an grasenden Kühen, Holzhäusern und einer Blaskapelle.

Ein Miniatur-Bauernhof-Diorama mit einem detailreichen Bauernhaus mit rotem Dach, umgeben von verschiedenen Tieren, darunter Kühe, Schafe und Pferde. Ein roter Traktor mit einem Wassertankaufsatz steht auf dem Rasen neben dem Haus. Bahngleise verlaufen am Rand der Szene entlang.

Weltweit größte Gartenbahnanlage in Spur G

Die „Eisenbahnwelten“ sind die weltweit größte Gartenbahnanlage in Spur G! Täglich fahren hier bis zu 40 Modellzüge im Maßstab 1:22,5 an Sehenswürdigkeiten des Elbtals, der Oberlausitz und des Osterzgebirges sowie an der Schweizer und einer amerikanischen Wild-West-Szenerie vorbei. Ein Bächlein, das die Elbe darstellt, durchzieht die nachgebaute Landschaft vom böhmischen Děčín bis ins sächsische Meißen. Dazwischen 4,7 Kilometer Gleisstrecke und rund 280 Modellhäuschen, die in der eigenen Werkstatt entstehen.

Ein großes, kunstvolles weißes Modellschloss mit roten Dächern steht in einer üppigen Außenumgebung. Die detaillierte Struktur verfügt über mehrere Türme, hohe Fenster und Türme. Im Hintergrund erhebt sich eine dunkelgraue Kathedrale im gotischen Stil mit spitzen Türmen vor einem blauen Himmel mit Wolken.

Lothar Hanisch, 67 Jahre, hat hier seinen Kindheitstraum verwirklicht. Mit Spurweite H0 fing alles an. „Als ich sechs Jahre alt war, erstreckte sich meine Eisenbahnplatte fast über das gesamte Zimmer. Zum Schlafen musste mich mein Vater, der selbst ein begeisterter Modellbahner war, unter die Platte schieben“, erinnert sich Hanisch. Als Erwachsener baute er in seinem Privatgarten 600 Meter Gleise auf.

Miniaturwelt entstand in zwei Jahren

2005 verliebte sich der gebürtige Radebeuler, der viele Jahre bei Stuttgart lebte, auf einer Urlaubsreise in die alte Heimat in ein Grundstück gegenüber der Bastei, der berühmtesten Felsformation der Sächsischen Schweiz. Hanisch erwarb den maroden Dreiseitenhof und baute daraus ein gemütliches Restaurant mit Pension. Das Gelände verwandelte er innerhalb von zwei Jahren gemeinsam mit zehn Angestellten in eine einzigartige Miniaturwelt. Seine Frau Beatrice pflanzte Azaleen, Zuckerhutfichten, Zwergkiefern, Wacholder und Heide.

Ein farbenfrohes, detailreiches Modelldorf im Freien. Miniaturgebäude, Straßen, Eisenbahnen und Bäume sind in einer malerischen Landschaft mit üppigen grünen Hügeln und lebendiger Vegetation im Hintergrund angeordnet. Ein paar Modelleisenbahnen und Menschen sind sichtbar.

LGB-Gartenbahnanlage mit authentischen Modellhäuschen

Familie Leinert lässt das Matterhorn hinter sich und bewundert die filigrane Albrechtsburg von Meißen, an der ein Mitarbeiter ein Jahr lang baute. Nur wenige Meter weiter steht Schloss Moritzburg. Ein weißer LCE fährt vorbei – ein Lehmann City Express, der wie die meisten Züge der Anlage von der Traditionsmarke LGB stammt.

Der Parkrundgang führt die Familie weiter in die Sächsische Schweiz mit Burg Stolpen, Schloss Weesenstein, Geibeltbad und dem Kirnitzschtal. Im Brauhaus zum Gießer sitzen die Modellfiguren kerzengerade unter dem Sonnenschirm, das Bierfass auf dem Tisch. Im Sandkasten krabbelt ein Baby.

Auf Knopfdruck fahren Züge

Malio mag nicht mehr laufen. Vater Michél nimmt ihn auf den Arm. Da entdeckt der Junge das Schild mit dem Knopf. Er darf ihn einmal drücken. Ein Zug setzt sich in Bewegung. Malios Schwester, die fünfjährige Svea Maria ruft begeistert: „Die Feuerwehrmänner kommen.“ Und Malio kommentiert: „Die fährt schnell.“ Insgesamt acht solcher Stationen mit Knopf, den die Gäste betätigen dürfen, gibt es.

Ein Mann in einer schwarzen Jacke hält einen kleinen Jungen in einer marineblauen Jacke fest, während der Junge nach einem kleinen Gegenstand in Form einer grün-weißen Kamera greift. Sie sind von Grünpflanzen und Felsen in einer Gartenlandschaft umgeben.

Svea Marias Lieblingsstation ist das Bergwerk mit den Sieben Zwergen. Auf Knopfdruck kommen oberhalb eines Sägewerkes die kleinwüchsigen Protagonisten aus dem Berg heraus. „Jetzt fahren sie in die Ritterburg“, erklärt Svea Maria. „Schneewittchen ist nicht dabei, die passt auf das Haus auf.“ Normalerweise würde Schneewittchen jetzt aus einer Tür der Burg kurz herausschauen, aber leider öffnet sich diese heute nicht.

Dem Modellbauer in der Schauwerkstatt über die Schulter schauen

Dass mal etwas klemmt, abbricht oder Farbe verblasst, ist nicht ungewöhnlich. Alle Modelle und Figuren sind ständig dem Wetter ausgesetzt. Regelmäßig kommen sie deshalb zu Mario Lehmann in die Werkstatt. Auch neue Modelle werden hier gefertigt. Besucher können zuschauen. „Wir haben keine Geheimnisse“, sagt er und lächelt. Nachfragen würden vor allem die Hobbygartenbahner stellen.

Ein Mann steht in einer überfüllten Werkstatt voller Werkzeuge und Materialien. Er trägt ein rotes Langarmhemd und eine blaue Mütze. Vor ihm steht ein detailliertes Hausmodell, das er mit einer Hand berührt. Im Hintergrund sind Regale und ein Fenster zu sehen.

Häufig sind ganze Eisenbahnclubs zu Besuch. Und manch Eisenbahner komme schon seit 16 Jahren als Pensionsgast. „Wir haben oft Gäste aus den USA, Kanada, Österreich und der Schweiz. Dort gibt es große Gartenbahnfangemeinden“, erklärt Lothar Hanisch.

Jetzt wirft Familie Leinert noch einen Blick in die Steuerzentrale. Hier sitzt Heiko Wagner an 14 Bildschirmen und überwacht die Fahrten der Züge. Doch Malio drängelt, er will endlich den versprochenen Lolli haben. Den hat Lothar Hanisch für die beiden, die oft zu Besuch sind, parat. „Für die Kinder ist es immer wieder interessant, denn es gibt viel zu entdecken“, sagt Mutter Elisa Leinert. Ihr selbst gefalle die aufwendig gestaltete Anlage, die immer gepflegt gehalten werde. „Auch das Essen im Restaurant schmeckt sehr gut. Die Kinder lieben Pommes mit Schnitzel oder Currywurst.“

Svea Maria zeigt zum Schluss auf einen besonderen Druckknopf. „Hier kommt Wasser raus.“ Ausprobieren will sie den jetzt nicht. Denn dabei kann man ganz schön nass werden.


Adresse

Elbweg 10
01824 Kurort Rathen

Öffnungszeiten

Ende März bis Anfang November
10 bis 18 Uhr, Einlassschluss 17 Uhr
Montag ist Ruhetag.

Restaurant

Innerhalb der Anlage mit großer Terrasse, Kinderspielbereich und Blick zur Bastei.

Barrierefreiheit

Die Wege in den Eisenbahnwelten im Kurort Rathen sind barrierefrei gestaltet,


Text und Fotos: Sebastian Thiel und Angela Zimmerling

Bildnachweise:

  • Logo Sächsisch-Böhmische Schweiz: TVSSW
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