Geschichte ist nirgends spannender als an den Orten, an denen sie sich ereignet hat. Drei Ausflugstipps für Familien mit neugierigen Kindern.
Geschichte wird von Schülern selten zum Lieblingsfach erklärt. Das verwundert kaum. Zu abstrakt muss der Lernstoff von den längst vergangenen und manchmal verworrenen Geschehnissen in Europa und der Welt oft bleiben. Darum sind Momente wertvoll, bei denen trockene Zahlen und Fakten lebendig werden. Wer im Urlaub mit seinen Kindern Museen und Orte der Geschichte besucht und erklärt, schafft Gelegenheiten dafür.
Als uralter Siedlungsraum bietet die Sächsische Schweiz eine Fülle an Möglichkeiten, Geschichte als etwas Spannendes zu erleben. In Burgen und Schlössern können Kinder und Jugendlichen ein Gespür für Epochen entwickeln, die bewegenden Schicksale hinter den Ereignissen kennenlernen und bei Interesse tiefer in die facettenreiche sächsisch-böhmische Geschichte vordringen. Drei Orte spielen dabei eine besondere Rolle.
Festung Königstein
Sie gehört zu den großen Festungslegenden Europas: die Festung Königstein. Weithin sichtbar thront sie auf dem Gipfelplateau des namensgebenden Tafelbergs, 247 Meter über der Elbe. Als uneinnehmbar galt die gewaltige und immer wieder ausgebaute Wehranlage.
In Krisenzeiten hat der sächsische Hof nicht nur den Staatsschatz hier deponiert, sondern auch selbst Zuflucht gesucht. Doch die militärische Nutzung ist nicht das einzige Kapitel der über 800-jährigen Geschichte der Anlage. Auch Jagd- und Lustschloss, Staatsgefängnis und Jugendwerkhof war Königstein einst. Ja, selbst eine Episode als Kloster findet sich in der Chronik.
Die aufwendige Hauptausstellung „In lapide regis – Auf dem Stein des Königs“ fügt die vielen Facetten der Geschichte zusammen. Die erst 2015 eröffnete Schau gilt als Paradebeispiel für zeitgemäße Museumsarbeit. Geschichte wird hier nicht nur erzählt, sondern plastisch erlebbar gemacht: mit historischen Objekten, dreidimensionalen Schaubildern, lebensgroßen Figuren sowie Spiel-, Hör- und Multimediastationen. Das ermöglicht vielfältige individuelle Annäherungs- und Vertiefungsmöglichkeiten.
Hinzu kommen weitere Dauerausstellungen an verschiedenen Orten des Areals sowie jährliche Sonderausstellungen zu historischen Themen in der Magdalenenburg.
Schloss Weesenstein
Auch die Geschichte des Schlosses Weesenstein im Müglitztal reicht weit ins Mittelalter zurück. Als „Weysinberg, dem huse“ wird die mittelalterliche Wehranlage 1318 erstmals urkundlich erwähnt, die vermutlich schon seit etwa 1275 den Burggrafen zu Dohna gehörte. Die Burggrafen unterstanden direkt dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und waren unter anderem mit der Ausübung der Gerichtsbarkeit betraut. Von 1406 bis 1772 hatte die Familie von Bünau, eine der einflussreichsten und vermögendsten Adelshäuser in Sachsen, die Herrschaft Weesenstein inne. Dann übernahm eine zu Wohlstand gelangte bürgerliche Familie das Schloss und 1830 sogar das sächsische Königshaus. Die Wettiner verkauften es 1917 weiter an einen Großindustriellen. Seine große Zeit war damit vorbei. Im Zweiten Weltkrieg spielte es jedoch noch einmal eine bedeutende Rolle als Kunstversteck. Hunderttausende Kunstschätze aus Dresdner Museen wurden hierher in Sicherheit gebracht.
Das Schlossmuseum erzählt in eindrucksvollen Räumen aus dieser bewegten Geschichte. Und weil das Schloss über die Jahrhunderte von oben nach unten in das Tal hinein gewachsen ist, steht auch die Chronologie Kopf. Der Rundgang beginnt mit den hellen und wertvoll ausgestatteten fürstlichen Wohnräumen des 18. und 19. Jahrhunderts und endet in den dunklen und wehrhaften Räumen einer mittelalterlichen Burg.
Burg Stolpen
Mit Burg Stolpen ist eine besonders ergreifende Geschichte verbunden. Die historische Wehranlage auf einem erloschenen Vulkan erzählt von Aufstieg und Fall einer schönen und klugen Adligen, die nach einer furchtbar gescheiterten politischen Karriere insgesamt 49 Jahre, bis an ihr Lebensende, auf Burg Stolpen gefangen gehalten wurde. Gemeint ist Anna Constantia Reichsgräfin von Cosel, kurz Gräfin Cosel, eine der berühmtesten Frauen der sächsischen Geschichte. Auch wenn Stolpen als Nebenresidenz der meißnischen Bischöfe, dann als Burg, Schloss und Festung der Kurfürsten über Jahrhunderte große landesgeschichtliche Bedeutung besaß: Es ist vor allem der Mythos Cosel, der jährlich etwa 100 000 Besucher zu der etwas abseits der üblichen Touristenpfade gelegenen Anlage führt.
Im Johannis-(Cosel-)turm der Burg, wo die Gräfin gelebt hat und im hohen Alter auch gestorben ist, erzählt auf drei Etagen eine Ausstellung aus ihrem abenteuerlichen, schicksalhaften und bereits mehrfach verfilmten Leben.
Festung Königstein
01824 Königstein
Schloss Weesenstein
Am Schlossberg 1
01809 Müglitztal
Burg Stolpen
Schlossstraße 10
01833 Stolpen
Weitere sehenswerte Burgen, Schlösser und Gärten in der Sächsischen Schweiz unter:
www.saechsische-schweiz.de/burgen
Text: Sebastian Thiel
Fotos:
Titelfoto Barockgarten Großsedlitz © Klara Endler
Festung Königstein © Festung Königstein
Schloss Weesenstein © Schloss Weesenstein
Burg Stolpen © Klaus Schieckel
Bildnachweise:
- Eingang Festung Königstein: Festung Königstein
- Schloss_Weesenstein: Schloss Weesenstein
- Burg Stolpen: Klaus Schiekel
- Logo Sächsisch-Böhmische Schweiz: TVSSW
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