Das Elbsandsteingebirge ist nicht nur für ihre beeindruckenden Felsen und Wanderwege bekannt, sondern auch für seine geheimen, verlassenen Orte – die sogenannten „Lost Places“. Diese Relikte aus vergangenen Zeiten, die von Industriealisierung, Geschichte und Natur erzählen, ziehen viele Besucher in ihren Bann. Im Folgenden stellen wir viele Highlights der faszinierendsten Lost Places der Sächsischen Schweiz vor. Zu allen Orten haben wir jeweils einen Wandertipp verlinkt, welche zu den „Lost Places“ führt.
1. Elektrizitätswerk Liebethal (Liebethaler Grund)

Im Liebethaler Grund, unterhalb der Lochmühle und direkt am Malerweg, befindet sich ein ehemaliges Elektrizitätswerk. Im Jahre 1894 errichtet die Gemeinde Copitz hier eines der ersten Elektrizitätswerke in Sachsen mit 2 Turbinen von 80 und 150 PS. Nach der Einweihung hatten Petroleumlampen ausgedient. Straßen, Gaststuben, Privatwohnungen, selbst Keller und Ställe konnten mit der Leuchtkraft versorgt werden. Heute stehen die Gebäude leer und verfallen zunehmend. Die Ruinen des Werks und die angrenzenden Wasserräder bieten einen interessanten Einblick in die industrielle Geschichte der Region. Wer sich für alte Maschinen und historische Technik interessiert, sollte diesem Lost Place direkt am Malerweg unbedingt einen Besuch abstatten.
2. Kohlmühle (Goßdorf)
©: Sebastian ThielDie Kohlmühle in Goßdorf war einst ein Zentrum der Linoleumproduktion und bis 2014 ein wichtiger Standort für die Region. Heute ist das imposante Gebäude, das inmitten der Natur steht, ein verlassener Lost Place und zieht insbesondere Fotografen an, die die Atmosphäre des Verfalls und die Geschichte des Ortes einfangen möchten. Die Fabrik bietet einen faszinierenden Einblick in vergangene industrielle Zeiten.
Bitte beachtet, dass aktuell keine Termine für Begehungen angeboten werden. Jedoch ist das Gebäude auch von außen imposant und bietet somit spannende Fotomotive.
3. Goßdorfer Raubschloss und Schwarzbergtunnel (Schwarzbachtal)

Das Goßdorfer Raubschloss, auch bekannt als Burg Schwarzberg, thront auf einem steilen Felsen über dem Schwarzbachtal und ist eine Ruine, die vermutlich als Jagdschloss in dieser wildreichen Gegend diente. Die heute noch vorhandenen Mauern wurden im vergangenen Jahrhundert auf den verbliebenen Ruinen errichtet, wobei Reste der alten Grundmauer noch zu erkennen sind. Im Jahr 2003 wurde die Ruine restauriert. In der Nähe verläuft der Schwarzbergtunnel der ehemaligen Schmalspurbahn Goßdorf-Kohlmühle-Hohnstein, die heute als Wanderweg genutzt wird. Ein Teil der Schmalspurstrecke wird vom Schwarbachbahnverein nach und nach wieder rekonstruiert und kann an einigen Tagen im Jahr wird ein kleiner Teil der Strecke wieder befahren werden.
4. Niezelgrund (Lohmen)

Der Niezelgrund in Lohmen beherbergt ein altes Wasserkraftwerk, das heute stillgelegt ist. Das Werk wurde ursprünglich zur Energieerzeugung genutzt und prägte die industrielle Entwicklung der Region. Heute können Wanderer das verlassene Gelände entlang eines Wanderweges bestaunen.
5. Gelobtbachtal (Reinhardtsdorf-Schöna)

Das Gelobtbachtal bei Reinhardtsdorf-Schöna ist eine unberührte Naturlandschaft, in der Wanderer alte Mühlenreste und eine zerfallene Brettmühle finden können. Fast auf der gesamten Länge ist der Gelobtbach Teil der Staatsgrenze zwischen Deutschland und Tschechien. Während der Napoleonischen Kriege nutzte die örtliche Bevölkerung das abgelegene Gelobtbachtal zum Getreidehandel zwischen Sachsen und Böhmen, trotz eines offiziell verhängten österreichischen Ausfuhrverbots für Mehl und Getreide. Davon zeugen noch mehrere Gedenksteine. Kurz vor der Mündung ist der Bach für die Wasserversorgung der ehemaligen Mühle aufgestaut und ergießt sich in einem künstlich angelegten Wasserfall in den Mühlenteich. Dieser ist bis heute erhalten. Das Gelobtbachtal ist für Tiere und Pflanzen ein besonders wertvolles und geschütztes Stück Natur.
6. Bärengarten (Hohnstein)

Der Bärengarten im Schindergraben, unterhalb der Burg Hohnstein gelegen, war, wie der Name bereits vermuten lässt, einst ein Ort, an dem Bären gehalten wurden. Gelegentlich entkamen Bären aus dem Gehege und flüchteten in die umliegenden Wälder. Seit dem Jahr 1756 wurde der Bärengarten nicht mehr genutzt. Die Ruinen des Geheges sind heute noch auszumachen durch die meterhohen Mauern, die von einem großen Torbogen aus behauenem Sandstein umrahmen und heute noch zu sehen sind. Caspar David Friedrich kam bei seinen Streifzügen um Hohnstein im Juli 1800 hier vorbei und zeichnete das Motiv in seinem Skizzenbuch.
7. Beuthenfall (Kirnitzschtal)

Der Beuthenfall im Kirnitzschtal ist ein malerischer Wasserfall, an dem sich die Ruinen eines ehemaligen Gasthauses befinden. Der Beuthenfall wird vom Beuthenwasser gespeist. In einem Seitengrund des Kirnitzschtales haben die Bauern früher ihre Bienenstöcke, die sogenannten „Beuthen“, aufgrestellt. Der historische Flößersteig, ein Wanderweg für erfahrene Wanderer, startet an diesem markanten Lost Place.
8. Arnstein (Kirnitzschtal)

Die Reste einer früheren Burganlage liegen malerisch auf einem exponierten Felsen im Kirnitzschtal, nahe des Kleinstein. Der Arnstein, auch „Ottendorfer Raubschloss“ genannt, war im 15. Jahrhundert Standort einer kleinen Burganlage. Erste Erwähnungen stammen von 1436. Schon im selben Jahrhundert wurde die Burg aufgegeben und teilweise zerstört. Aber noch heute sind Reste von Mauern, Balkenlagern, Treppenstufen und eine in den Fels geschlagene Zisterne sichtbar, die den Charme dieses Lost Places ausmachen.
9. Ruine Schomberg (Bad Schandau)

Die Burgwarte Schomberg, auch Schlossbastei genannt, entstand Ende des 19. Jahrhunderts in der Zeit der Romantik. Es ist eine künstliche geschaffene Burgruine, in die Originalmauern integriert wurden. Eine runde Zisterne, teils gemauert und teils in Fels gehauen, wurde 1938–1941 zwar freigelegt, ist heute aber wieder verschüttet. Nur ein Schild weißt auf die frühere Existenz hin. Die frühere Burg wurde vermutlich im frühen 13. Jahrhundert errichtet. Archäologische Untersuchungen belegen eine Besiedlung des Schlossbergs im 14. Jahrhundert und die Anwesenheit berittener Männer. Sie diente später als Strom- und Straßenwarte zur Sicherung des Handelsverkehrs auf der Elbe und den Wegen zwischen Böhmen, Meißen und der Lausitz. Heute ist die Burgruine ein spannendes Ausflugsziel mit Ruinenturm und Aussichtsplattform, deren Sicht durch den bewaldeten Hang jedoch eingeschränkt ist.
10. Kleiner Bärenstein (Thürmsdorf)

Der Kleine Bärenstein bei Thürmsdorf ist ein markanter Tafelberg mit einer wunderbaren Aussicht zur Festung Königstein und dem Lilienstein. Kurz vor der Aussicht befinden sich die Überreste einer früheren Berggaststätte mit Namen „Kleiner Bärenstein“. Seit 1851 stand hier ein kleines hölzernes Berggasthaus, welches nach 1867 massiv ausbaut wurde. Zu Beginn des 20. Jahrunderts wurden sogar zwei Bären in einem Bärenzwinger gehalten. Die Berggaststätte war ein beliebtes Ausflugslokal mit ein Pensionszimmern, einer Aussichtsterrasse und Biergarten. Nach 1945 verfiel das Gasthaus, da es stark sanierungsbedürftig war und aufgrund fehlender Mittel nicht saniert werden konnte.
11. Burg(ruine) Wehlen (Stadt Wehlen)

Vom Lost Place zur Besucherattraktion. Aus der Burgruine Wehlen wird wieder Burg Wehlen! Die drittälteste mittelalterliche Burganlage in Sachsen mit einem einzigartigen, modernen Aussichtsplateau ist seit 2025 fertiggestellt. Der Panoramablick über das Elbtal reicht vom flussaufwärts liegenenden Kurort Rathen über die geschwungenen Tafelberge Rauenstein und Großer Bärenstein bis hinunter zum Elbbogen bei Obervolgelgesang. Reste der Burganlage wurden seit 2017 von Burgfreunden nach und nach freigelegt und Schautafeln erklären was hier einst zu sehen war.
12. Hochofen Hammerhütte Brausenstein (Bielatal)

Die Hammerhütte Brausenstein war ein an der Biela in der Sächsischen Schweiz gelegener Eisenhammer. Der Hochofen im Bielatal war ein Zentrum der Eisenverhüttung und steht heute als imposante Landmarke inmitten der Natur. Früher spielte der Hochofen eine bedeutende Rolle für die industrielle Entwicklung der Region und ist heute der einzige erhaltene Sachzeuge der Produktionstechnik des Hammerhüttenwesens im gesamten Revier des sogenannten „Pirnisch Eisen“.
13. Waldbühne (Leupoldishain)

Die Waldbühne in Leupoldishain war einst ein beliebter Ort für Freilichtaufführungen und kulturelle Veranstaltungen. Eröffnet wurde die Naturbühne im Juni 1959 mit einer Festveranstaltung. Der Besucherandrang war riesig – die 1200 Plätze reichten nicht aus. In der Folge traten namenhafte Künstler und Ensembles auf. 2011 wurde die Waldbühne wiederbelebt. In Kooperation mit der Nationalpark- und Forstverwaltung Sächsische Schweiz und dem Heimatverein Leupoldishain sowie der Freiwilligen Feuerwehr wird die Naturbühne seitdem für verschiedene kleine Veranstaltungen genutzt, u.a. Theatervorstellungen, Konzerte, Chorauftritte und Umweltbildungsprogramme. Die empfohlene Wanderung steuert die Naturbühne nicht direkt an, aber ein Abstecher vom Walderlebniszentrum zur Naturbühne lohnt sich in jedem Fall.
13. Grundmühle (Hrensko – Böhmische Schweiz)

Im malerischen Tal der Kamenitz liegt ein besonderer Lost Place der Böhmischen Schweiz: die Grundmühle, auch Dolský Mlýn genannt. Ursprünglich war sie, wie der Name vermuten lässt, eine Sägemühle. Später wurde sie zum Mahlen von Getreide genutzt und diente zudem der Bierherstellung. Ende des 19. Jahrhunderts nahm hier die Kahnfahrt durch die Ferdinandsklamm ihren Endpunkt; in dieser Zeit entstand auch ein Ausschank. Nach 1945 verwaiste die Mühle. Heute können die Ruinen auf einer Wanderung besichtigt werden.
