Wir waren bei unserem letzten Besuch in der Sächsischen Schweiz in Schmilka und haben dort die Bio-Brauerei, die Mühle und die Bäckerei besucht und waren da schon begeistert über das Konzept und die Konsequenz mit der hier nachhaltig agiert wird.
Dieses Mal haben wir es geschafft, den Macher Sven-Erik Hitzer zu treffen. Ein Mensch der anpackt. Der gegen alle Widerstände seiner Vision treu bleibt. Der in einer Grenzregion ein Bio-Dorf aufbaut. Der von Bankberatern belächelt wird. Der Schadstoffmüll beseitigt und statt dessen eine Freizeitoase schafft, um dann kritisiert zu werden, dass da die Musik jetzt zu laut ist. Der ein Kleinod schafft und Mitarbeiter anzieht, die dann in einen Ort ziehen, der seit Jahren sinkende Einwohnerzahlen hatte. Ein Mann der in großen Visionen denkt und schon zehn Jahre voraus sieht bevor heute der erste Spatenstich getan ist. Der sich bemüht aus der nahen Umgebung mit Bio-Produkten beliefert zu werden und es mit seiner Hartnäckigkeit schafft, dass nach etlichen Jahren dann doch einige Bauern anfangen darüber nachzudenken, dann doch vielleicht eventuell auf Bio umzustellen.
©: Achim Meurer
Die Liste könnte man jetzt noch immer weiter verlängern… Es ist faszinierend ihm Zuzuhören und zu erleben, wie er trotz allem Gegenwind weiter macht und schon wieder weitere Pläne hat und sie auch angeht und umsetzt. Dabei denkt er sehr komplex und achtet darauf, dass alles – wenn auch erst Jahre später – wie Zahnräder ineinander greift. Und die nächste Generation steht schon in den Startlöchern. Sein Sohn führt mit seiner Schwiegertochter die Schokoladenmanufaktur in Thürmsdorf. Alles Bio. Alles handgemacht. Alles durchdacht.
©: Achim Meurer
©: Achim Meurer
Diese Begegnung war sehr inspirierend und wir haben viel mitgenommen auch für unsere eigene Motivation, uns weiter für das Thema ‚Nachhaltigkeit’ auf unserer Walz einzusetzen.
Aus eigener Erfahrung wissen wir, wie schwer es ist motiviert zu bleiben, wenn ringsum einen, Menschen mit Ressourcen unsinnig umgehen oder gar umweltschädigend handeln. Dabei kann man schon mal die Geduld verlieren. Aber getreu dem Motto „jedes bisschen hilft“ darf man sich davon nicht einschüchtern lassen, sondern sollte seinem Thema treu bleiben. Und so verwandelt Herr Hitzer alles, was er anpackt in ein nachhaltiges Unternehmen. Ich bewundere dabei die Konsequenz, die sich bis ins kleinste Detail fortsetzt. Selbst der Toilettenpapierhalter ist nicht aus Plastik sondern handgeschmiedet…
Bei unserem jetzigen Besuch sind wir im Bio-Restaurant Strandgut essen gegangen. Zufälligerweise haben wir uns an einem Donnerstag dort angemeldet. Donnerstags ist im Restaurant vom Biohotel Helvetia Veggietag. Da gibt es dann ausschließlich vegetarische und vegane Gerichte als Viergang-Menü oder man wählt entsprechend a la carte. Das kam uns sehr gelegen, haben wir doch zwei Jahre strikt vegan gegessen und sind jetzt vegetarisch unterwegs. Wir haben uns also für das Menü entschieden.
©: Achim Meurer
Wir wissen ja schon wie gut vegane Gerichte schmecken können und können jedem nur empfehlen, das einfach mal auszuprobieren. Und nein; es bedeutet nicht, einfach das Fleisch wegzulassen und die Beilagen zu servieren!
©: Achim Meurer
Zwischen Hauptgang und Dessert haben wir noch eine Führung durch Schmilka bekommen und dabei noch viel mehr über das Bio-Konzept erfahren…
Was wir nicht wussten, ist, dass man in fast jedem Haus auch wohnen kann. Nein – nicht in der Brauerei! Über dem Café Richter in der Villa Thusnelda gibt es mehrere große Ferienwohnung. Alle eingesetzten Materialien sind schadstofffrei und die Renovierungen wurden behutsam angegangen. Die Einrichtungsgegenstände sind zum Teil alt zum Teil neu aber immer authentisch. In der alten Mühle wurden für die Bretter Holznägel benutzt. Im Forsthaus, in der Mühle und im Café Richter kann man Zimmer und Ferienwohnungen mieten. Im Mühlhof gibt es für alle Gäste eine große gemütliche Sauna, die natürlich mit der Abwärme der anderen Betriebe beheizt wird. Alles greift ineinander wie die Zahnräder beim alten Mühlstein.
©: Achim Meurer
©: Achim Meurer
Und so soll es bald eine Rezeption für alle Übernachtungsmöglichkeiten geben und sogar eine zentrale Anlieferung für Waren. Bisher bestellen alle Betriebe selbst, da lässt sich sicher einiges vereinfachen. Neben der Rezeption wird es auch eine Conciergeservice geben. Dort kann man zum Beispiel Anwendungen buchen oder Behandlungen. Zum Biohotel Helvetia gehört ja schon jetzt eine eigene Naturheilpraxis.
Ein Mitarbeiterhaus rundet das Bio-Dorf ab. Was jetzt nur noch fehlt, ist ein kleiner Bioladen. Aber das kommt sicher auch noch. Übrigens: Eine Mikrowelle sucht man in den Küchen von Sven-Erik Hitzer vergebens! Und alle Gästezimmer haben einen Elektro-Freischalter. Ein WLAN gibt es deswegen auch nicht.
©: Achim Meurer
Wir sind jedenfalls gespannt, wie sich das Bio-Dorf Schmilka weiter entwickelt und was nach und nach noch hinzu kommen wird. Wir freuen uns jetzt schon auf unseren nächsten Besuch!
Gastbeitrag von Monika Meurer
Bildnachweise:
- Bio-Bier: Achim Meurer
- Chef Schokoladenmanufaktur: Achim Meurer
- Schokoladenmanufaktur: Achim Meurer
- Bio-Restaurant Strandgut: Achim Meurer
- vegetarisches Gericht: Achim Meurer
- Villa Thusnelda: Achim Meurer
- Badeinrichtung: Achim Meurer
- Kücheneinrichtung: Achim Meurer
- Logo Sächsisch-Böhmische Schweiz: TVSSW
- Winterwandern Nationalparkregion Sächsische Schweiz: Sebastian Thiel
10 Comments
Gott sei Dank gibt es noch ein Restaurant mit Pension wo man Sächsisch Böhmische Küche genießen kann. Denn nicht jeder steht auf Bio. Fördergelder könnten auch anderweitig umgesetzt werden. Wenn dies jedes Unternehmen bekommen könnte, da gibt es nur noch blühende Landschaften.
Auf die Vielfalt kommt es an. Fördergelder kann übrigens jeder beantragen der ein gutes Konzept hat.
Ein tolles Projekt! Mich würde interessieren, mit wem man in Kontakt tretten kann um eine der Unterkünfte (abseits des Hotels) für die Familie zu bekommen.
Am Besten du schaust auf diese Seite: https://www.schmilka.de/home
Viele Grüße aus der Sächsischen Schweiz
Ich bewundere Menschen, die mit der Natur umweltschonend leben und dafür bereit sind, mehr zu geben, als einen 8-Stunden-Tag an 5 Tagen die Woche! Gerne hätte ich ein solches Projekt auch unterstützt, darin gearbeitet und gelebt. Viel Glück weiterhin!
Ja und die die Vision haben und sie auch noch umsetzen mit allen zur Verfügung stehenden Ressourcen.
Hallo Frau Meurer
Ich weiß nicht wie Sie reagieren würden,wenn Sie jedes Wochenende und an allen Feiertagen mit Musik beschallt werden so dass ein entspannter Aufenthalt auf der eigenen Terrasse unmöglich ist. Bei der manchmal herrschenden Lautstärke ist es noch nicht einmal möglich ein Gespräch zu führen!
Ist das wirklich ihre Vorstellung von einem Biodorf?
Hallo Ein Anwohner,
während unseres Besuches gab es keine laute Musik. Ich habe es halt nicht erlebt und kann deswegen nicht wirklich etwas dazu sagen. Wenn es so ist, wie Sie es beschreiben, würde es mir auch nicht gefallen. Haben Sie denn schon das Gespräch mit dem Betreiber gesucht?
Hallo Frau Meurer,
ich komme nun schon viele Jahre in die Sächsische Schweiz wandern und bin öfters in Schmilka. Gerade was den Mühlenbäcker angeht, wird dieser sehr gut angenommen und das Bier dürfte auch die Neugier der Wanderer wecken. Das BIO-Hotel Helvetia ist als solches auch schon viele Jahre in Schmilka präsent. Alles in allem, Schmilka entwickelt sich wirklich zum BIO-Dorf. Klasse!
Danke für den schönen Artikel.
Viele Grüße aus Dresden
Peter Ehrlich
Danke für die Blumen. Ich werde sicher verfolgen, wie es in dem Dorf weiter geht. Visionen und Pläne gibt es ja…