Urwald: Der war in Europa noch in der Jungsteinzeit fast ĂŒberall zu finden. Heute sind wilde, artenreiche WĂ€lder selten. Wenn wir Wald erleben, dann meist als monotonen, aufgerĂ€umten Wirtschaftsforst.

Ein knorriger Eichenriese durch dessen mĂ€chtiges BlĂ€tterdach zarte Sonnenstrahlen auf Moose und Farne, Heidelbeeren und Pilze fallen; junge Kiefern und AhornbĂ€umchen, die sich nebeneinander im Wettstreit um das Licht nach oben recken; das HĂ€mmern der Spechte, das Rufen des Kuckucks, das Zwitschern der Amsel: Wald in seiner ursprĂŒnglichen Form, wie er im Nationalpark SĂ€chsische Schweiz zu erleben ist, ist nicht nur wunderschön, er ist auch ein faszinierender Lebensraum. Immer wieder verblĂŒffen neu entdeckte AbhĂ€ngigkeiten zwischen den Tier- und Pflanzenarten, die zusammen die große Familie Wald bilden. Es ist eine Familie, in der man sich gegenseitig ernĂ€hrt, beschĂŒtzt, gesund erhĂ€lt.

Ein schmaler, steiniger Pfad schlĂ€ngelt sich durch einen ĂŒppigen, grĂŒnen Wald mit moosbedeckten Felsen und dichtem Laub. Sonnenlicht fĂ€llt durch die BlĂ€tter und schafft eine heitere und einladende AtmosphĂ€re. BĂ€ume und Pflanzen sĂ€umen beide Seiten des Pfades und verstĂ€rken das GefĂŒhl der Ruhe.©: Philipp Zieger

Die ResturwĂ€lder zu schĂŒtzen und, wenn möglich, neue natĂŒrliche Waldgesellschaften zu fördern, ist ein wichtiges Anliegen zahlreicher Nationalparks weltweit. So auch in der SĂ€chsischen Schweiz. Etwa dreiviertel des hiesigen Schutzgebietes sind sich bereits weitgehend selbst ĂŒberlassen.

Von der Monokultur zur Wildnis

Der Weg zurĂŒck zur Wildnis ist mĂŒhsam. Durch jahrhundertelange forstwirtschaftliche Nutzung sind auch hier vielerorts Monokulturen entstanden, ortsfremde Arten haben heimische verdrĂ€ngt. Noch einmal mĂŒssen die Förster eingreifen, noch einmal die MotorsĂ€gen anwerfen, bevor der Wald seine Geschichte wieder selbst weiterschreiben darf. Insbesondere Fichten, die wegen ihres schnellen Wachstums in der Vergangenheit massenhaft gepflanzt wurden, werden im Nationalpark schrittweise entnommen – etwa 30 000 Kubikmeter pro Jahr! UrsprĂŒngliche Arten, wie zum Beispiel Weißtannen, werden angepflanzt.

Wie ein winziges Tierchen im Nationalpark SĂ€chsische Schweiz die Zeit zurĂŒckdreht.

Wo Fichten an unnatĂŒrlichem Standort in Monokultur auf ausgezehrtem Boden wachsen, krĂ€nkeln sie. Die trockenen Sommer 2018 und 2019 haben die Flachwurzler zusĂ€tzlich gestresst. Damit hat der Buchdrucker leichtes Spiel. Die BorkenkĂ€ferart legt ihre BrutgĂ€nge vorzugsweise unter der Rinde von Fichten an. Gesunde BĂ€ume wehren sich mit ihrem Harz erfolgreich gegen die Eindringlinge. Kranke BĂ€ume kapitulieren und sterben ab.

Eine Person in einer roten Jacke geht auf einem schmalen Pfad durch einen dichten Wald mit hohen, schlanken BĂ€umen. Der Boden ist mit abgefallenen Ästen und BlĂ€ttern bedeckt und Sonnenflecken fallen durch die BĂ€ume. Die Szene wirkt ruhig und heiter.©: Joerg Weber

Was innerhalb des Nationalparks als natĂŒrlicher Prozess akzeptiert wird, ist außerhalb ein gewaltiges Problem. Der Staatsbetrieb Sachsenforst verzeichnete im Sommer 2020 den stĂ€rksten BorkenkĂ€ferbefall, den sĂ€chsische WĂ€lder je erlebt haben. Daher konzentriert sich die Nationalparkverwaltung mit allen verfĂŒgbaren Mitteln darauf, ein Überspringen der BorkenkĂ€fer auf angrenzenden Wald zu verhindern oder zumindest zu reduzieren.

Die Natur hilft sich selbst

In den Bereichen des Nationalparks, jedoch, wo der BorkenkĂ€fer agieren darf, zum Beispiel auf einer FlĂ€che am Kleinen Winterberg am Wanderweg Reitsteig oder am HochhĂŒbel in der NĂ€he des Zeughauses, lĂ€sst sich beobachten, wie die Geschichte weitergehen könnte, wenn der Mensch nicht eingreift: Zwischen dem Totholz gefallener Fichten wĂ€chst bereits mit leuchtend grĂŒnen Trieben krĂ€ftiger, junger Mischwald heran. Ein neuer Urwald entsteht.

Eine Waldszene mit hohen, dĂŒnnen BĂ€umen und dichtem grĂŒnem Unterholz. Im Vordergrund befindet sich ein hölzerner Wegweiser mit einem grĂŒnen Schild mit dem Wort „Kernzone“ und darunter ein Text. In der NĂ€he befindet sich ein Baumstumpf, umgeben von verschiedenen Pflanzen und Laub.©: Sina Klingner

Wege zur Wildnis

Unser Tipp: Wer sich detaillierter mit diesem Thema auseinandersetzen möchte, sollte unbedingt die beiden Wege zur Wildnis im Nationalpark besuchen. Sie befinden sich am Reitsteig und können von Schmilka aus gut erwandert werden.

Foto Header – Philipp Zieger

 

 

 

Bildnachweise:

  • Uttewalder Grund: Philipp Zieger
  • Borkenkaefer Obere Lehne: Joerg Weber
  • Wald Kernzone: Sina Klingner
  • Logo SĂ€chsisch-Böhmische Schweiz: TVSSW
Author

1 Comment

  1. Rainer Kirmse , Altenburg

    UNSER HERRLICHER WALD

    Vielen Tieren Lebensraum,
    Fur den Sauerstoff ein Quell,
    Fur gesundes Klima essentiell;
    Das ist unser Freund, der Baum.

    Ohne BĂ€ume in Wald und Flur
    WÀr die Erde ein öder Planet nur.
    Wir sehnen uns nach diesem GrĂŒn,
    Der Zeit, wenn wieder BĂ€ume blĂŒh’n.
    Wir wollen wandeln durch Alleen,
    Das BlÀtterdach so wunderschön.

    Profitgier lÀsst die WÀlder schwinden,
    Fördert weltweit UmweltsĂŒnden.
    Die grĂŒne Lunge des Planeten
    In Gefahr, da hilft kein Beten.

    Zu viele Buchen und Eichen
    Mussten schon der Kohle weichen.
    Retten wir den heimischen Wald,
    Bewahren die Artenvielfalt.
    Mit jedem Baum der sinnlos fÀllt,
    Wird etwas Ă€rmer uns’re Welt.

    Wenn’s mit dem Wald zu Ende geht,
    Stirbt letztlich der ganze Planet.
    Damit nicht wahr wird böser Traum,
    Gilt’s zu kĂ€mpfen fĂŒr jeden Baum.

    Rainer Kirmse , Altenburg

    Herzliche GrĂŒĂŸe aus ThĂŒringen