Urwald: Der war in Europa noch in der Jungsteinzeit fast ĂŒberall zu finden. Heute sind wilde, artenreiche WĂ€lder selten. Wenn wir Wald erleben, dann meist als monotonen, aufgerĂ€umten Wirtschaftsforst.
Ein knorriger Eichenriese durch dessen mĂ€chtiges BlĂ€tterdach zarte Sonnenstrahlen auf Moose und Farne, Heidelbeeren und Pilze fallen; junge Kiefern und AhornbĂ€umchen, die sich nebeneinander im Wettstreit um das Licht nach oben recken; das HĂ€mmern der Spechte, das Rufen des Kuckucks, das Zwitschern der Amsel: Wald in seiner ursprĂŒnglichen Form, wie er im Nationalpark SĂ€chsische Schweiz zu erleben ist, ist nicht nur wunderschön, er ist auch ein faszinierender Lebensraum. Immer wieder verblĂŒffen neu entdeckte AbhĂ€ngigkeiten zwischen den Tier- und Pflanzenarten, die zusammen die groĂe Familie Wald bilden. Es ist eine Familie, in der man sich gegenseitig ernĂ€hrt, beschĂŒtzt, gesund erhĂ€lt.
Die ResturwĂ€lder zu schĂŒtzen und, wenn möglich, neue natĂŒrliche Waldgesellschaften zu fördern, ist ein wichtiges Anliegen zahlreicher Nationalparks weltweit. So auch in der SĂ€chsischen Schweiz. Etwa dreiviertel des hiesigen Schutzgebietes sind sich bereits weitgehend selbst ĂŒberlassen.
Von der Monokultur zur Wildnis
Der Weg zurĂŒck zur Wildnis ist mĂŒhsam. Durch jahrhundertelange forstwirtschaftliche Nutzung sind auch hier vielerorts Monokulturen entstanden, ortsfremde Arten haben heimische verdrĂ€ngt. Noch einmal mĂŒssen die Förster eingreifen, noch einmal die MotorsĂ€gen anwerfen, bevor der Wald seine Geschichte wieder selbst weiterschreiben darf. Insbesondere Fichten, die wegen ihres schnellen Wachstums in der Vergangenheit massenhaft gepflanzt wurden, werden im Nationalpark schrittweise entnommen â etwa 30 000 Kubikmeter pro Jahr! UrsprĂŒngliche Arten, wie zum Beispiel WeiĂtannen, werden angepflanzt.
Wie ein winziges Tierchen im Nationalpark SĂ€chsische Schweiz die Zeit zurĂŒckdreht.
Wo Fichten an unnatĂŒrlichem Standort in Monokultur auf ausgezehrtem Boden wachsen, krĂ€nkeln sie. Die trockenen Sommer 2018 und 2019 haben die Flachwurzler zusĂ€tzlich gestresst. Damit hat der Buchdrucker leichtes Spiel. Die BorkenkĂ€ferart legt ihre BrutgĂ€nge vorzugsweise unter der Rinde von Fichten an. Gesunde BĂ€ume wehren sich mit ihrem Harz erfolgreich gegen die Eindringlinge. Kranke BĂ€ume kapitulieren und sterben ab.
Was innerhalb des Nationalparks als natĂŒrlicher Prozess akzeptiert wird, ist auĂerhalb ein gewaltiges Problem. Der Staatsbetrieb Sachsenforst verzeichnete im Sommer 2020 den stĂ€rksten BorkenkĂ€ferbefall, den sĂ€chsische WĂ€lder je erlebt haben. Daher konzentriert sich die Nationalparkverwaltung mit allen verfĂŒgbaren Mitteln darauf, ein Ăberspringen der BorkenkĂ€fer auf angrenzenden Wald zu verhindern oder zumindest zu reduzieren.
Die Natur hilft sich selbst
In den Bereichen des Nationalparks, jedoch, wo der BorkenkĂ€fer agieren darf, zum Beispiel auf einer FlĂ€che am Kleinen Winterberg am Wanderweg Reitsteig oder am HochhĂŒbel in der NĂ€he des Zeughauses, lĂ€sst sich beobachten, wie die Geschichte weitergehen könnte, wenn der Mensch nicht eingreift: Zwischen dem Totholz gefallener Fichten wĂ€chst bereits mit leuchtend grĂŒnen Trieben krĂ€ftiger, junger Mischwald heran. Ein neuer Urwald entsteht.
Wege zur Wildnis
Unser Tipp: Wer sich detaillierter mit diesem Thema auseinandersetzen möchte, sollte unbedingt die beiden Wege zur Wildnis im Nationalpark besuchen. Sie befinden sich am Reitsteig und können von Schmilka aus gut erwandert werden.
Foto Header – Philipp Zieger
Bildnachweise:
- Uttewalder Grund: Philipp Zieger
- Borkenkaefer Obere Lehne: Joerg Weber
- Wald Kernzone: Sina Klingner
- Logo SÀchsisch-Böhmische Schweiz: TVSSW
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UNSER HERRLICHER WALD
Vielen Tieren Lebensraum,
Fur den Sauerstoff ein Quell,
Fur gesundes Klima essentiell;
Das ist unser Freund, der Baum.
Ohne BĂ€ume in Wald und Flur
WÀr die Erde ein öder Planet nur.
Wir sehnen uns nach diesem GrĂŒn,
Der Zeit, wenn wieder BĂ€ume blĂŒh’n.
Wir wollen wandeln durch Alleen,
Das BlÀtterdach so wunderschön.
Profitgier lÀsst die WÀlder schwinden,
Fördert weltweit UmweltsĂŒnden.
Die grĂŒne Lunge des Planeten
In Gefahr, da hilft kein Beten.
Zu viele Buchen und Eichen
Mussten schon der Kohle weichen.
Retten wir den heimischen Wald,
Bewahren die Artenvielfalt.
Mit jedem Baum der sinnlos fÀllt,
Wird etwas Ă€rmer uns’re Welt.
Wenn’s mit dem Wald zu Ende geht,
Stirbt letztlich der ganze Planet.
Damit nicht wahr wird böser Traum,
Gilt’s zu kĂ€mpfen fĂŒr jeden Baum.
Rainer Kirmse , Altenburg
Herzliche GrĂŒĂe aus ThĂŒringen