An der Wiege des Klettersports das Klettern lernen: Das klingt gut. FĂŒr Familien mit Schulkindern sind gemeinsame Klettertage unter professioneller Anleitung unvergessliche Abenteuer. Wir haben die zehnjĂ€hrige Lea, ihre Eltern und BergfĂŒhrer Gereon Großmann bei einem Kletterkurs begleitet.

Tafelberge wie Giganten

Lea sitzt oben auf dem Gipfel, die nackten FĂŒĂŸe schwarz vom rauen Sandstein, am kleinen Finger eine winzige Schramme. Mit einem Karabiner ist ihr HĂŒftgurt am Seil gesichert. Die Sonne kitzelt ihr die Nase: „Noch ein bisschen chillen“, bittet sie BergfĂŒhrer Gereon Großmann und lehnt sich an den Stein. Um sie herum ein Panorama wie im Bilderbuch: Die Tafelberge Lilienstein, Königstein und Pfaffenstein ragen wie Giganten aus dem Boden auf. Goldgelbe Getreidefelder und dunkelgrĂŒne WĂ€lder wetteifern um den stĂ€rksten Kontrast.

Das erste StĂŒck ist noch einfach

Ein junger Kletterer, gesichert mit Helm und Klettergurt, erklimmt eine steile Felswand. Ein Ă€lterer Kletterer folgt ihm dicht auf den Fersen und unterstĂŒtzt ihn. Sie klettern beide unter einem klaren blauen Himmel, und das Sonnenlicht beleuchtet die schroffen Felsformationen um sie herum.

Vor einer halben Stunde ist die gelenkige ZehnjĂ€hrige mĂŒhelos eine Felswand am Papst hinaufgeklettert. Das erste StĂŒck ist noch einfach. Am Einstieg holt sie Schwung und kraxelt vierbeinig ĂŒber den Felsen. „Barfuß ist es viel besser“, ruft sie ihren Eltern zu, die unten stehen. Dann muss sie sich zwischen zwei Steine klemmen, mit der rechten und linken Hand in Vertiefungen greifen und mit den FĂŒĂŸen nachziehen. Als Beobachter stehen wir unten und stauen. Bei Lea sieht alles leicht aus. Wenig spĂ€ter schiebt sie sich an einem glatten, senkrecht aufragenden Felsen empor und hangelt sich durch eine Felsspalte. Gereon, der sie von oben sichert, gibt Hinweise.

Klettern bringt Abstand zum Alltag

Familie Kelm macht Urlaub in der SĂ€chsischen Schweiz. Seit einem Jahr sind die Berliner begeisterte Kletterer, Indoorkletterer wohlgemerkt. Einmal pro Woche trainieren sie in einer Kletterhalle. Jetzt wollen sie sich endlich draußen am Felsen beweisen und haben einen dreitĂ€gigen Intensivkurs gebucht.

Eine Person bindet einen Knoten in ein blaues Kletterseil. Nur ihre Hand und ein Teil ihres Oberkörpers sind sichtbar. Sie trÀgt ein graues T-Shirt mit einem grafischen Muster und Text. Der Hintergrund ist verschwommen und zeigt BÀume und Felsen.

„Klettern ist etwas fĂŒr uns gestresste GroßstĂ€dter“, sagt Mutter Janine. „Du bekommst den Kopf frei, wirst mit einer tollen Aussicht belohnt und kommst glĂŒcklich unten an“. Manchmal aber habe sie eine mentale Blockade und komme nicht weiter. „Da ist es gut, einen erfahrenen BergfĂŒhrer dabei zu haben, der einen beruhigt und wieder runterholen kann.“ So einen wie Gereon.

Am Felsen kommt das wahre Ich zum Vorschein

Seit mehr als 10 Jahren fĂŒhrt Gereon Großmann AnfĂ€nger und Fortgeschrittene auf die Gipfel der SĂ€chsischen Schweiz, Lebensweisheiten und Anekdoten inklusive. „Am Felsen kommt das WAHRE Ich zum Vorschein“, hat der BergfĂŒhrer beobachtet, den Klettern sei Kopfsache.

Ein Mann mit kurzen grauen Haaren und Bart klettert an einem sonnigen Tag. Er trĂ€gt ein graues Langarmhemd und blaue Shorts mit Klettergurt. Der Hintergrund zeigt eine Landschaft mit Feldern, HĂŒgeln und BĂ€umen unter einem klaren Himmel.

Voll der Profi

Lea steht oben am Gipfel, das Gesicht zum Felsen, die HĂ€nde am Seil, die Beine in den Stein gestemmt, den Po ĂŒber dem Abgrund. Sie macht sich bereit zum Abseilen. „Ich hab`Angst“, sagt sie leise. Gereon muntert sie auf: „Das schaffst du, ich bin bei dir.“ Mutig tastet sie sich mit den FĂŒĂŸen ĂŒber die erste Kante vor, schiebt den Sicherheitsknoten vor und verlagert ihr Gewicht in den Gurt, der sie hĂ€lt. Langsam tastet sie sich den Felsen hinab. „Guck dir das an“, ruft Gereon begeistert von oben. „Super, voll der Profi.“ Mit einem LĂ€cheln im Gesicht kommt Lea wieder unten an.

Eine kleine Gruppe von Kletterern, zwei Frauen und zwei MĂ€nner, hat sich in einem malerischen Außenbereich mit großen Felsbrocken und BĂ€umen versammelt. Eine Frau in einem grauen Hemd steht lĂ€chelnd da und unterhĂ€lt sich mit einem Mann, der vor ihr kniet. Beide halten Kletterseile in der Hand. Die anderen schauen zu und lĂ€cheln.

Am Ende resĂŒmiert Janine Kelm: „Wir haben in den drei Tagen Intensivkurs mehr gelernt, als in einem Jahr Klettern in der Halle.“ Sie empfiehlt jedem, der am Fels klettern lernen wollte, solch einen Kurs zu buchen. Der Guide wĂ€hle je nach Level die entsprechenden Routen am Felsen aus, so dass jeder sein persönliches Erfolgserlebnis habe.


Das wollt ihr euch auch gönnen?

Kletterkurse in der SÀchsischen Schweiz können hier gebucht werden: Erlebnis-Shop

Mehr Informationen

Wo man ĂŒberall klettern kann, welche Kletterschulen es gibt, was die Kletterregeln festlegen und was man beim Klettern sonst noch beachten sollte, könnt ihr hier nachlesen.


Text: Angela Zimmerling; Bilder: Marko Förster; Wir danken Familie Kelm, dass wir dabei sein durften.

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