Einzigartiges Handwerk, malerische Kleinode, Naturidylle pur: Das Hinterland der Sächsischen Schweiz hält einige Überraschungen parat. Fahrradbloggerin Dani Pensold hat auf einer Radtour von Sebnitz über Hinterhermsdorf nach Bad Schandau einige von ihnen entdeckt.

Als leidenschaftliche Fans der zweiten Reihe, haben wir eine Vorliebe für die versteckten Kleinode abseits ausgetretener Pfade entwickelt. In den Weiten des Hinterlands der Sächsischen Schweiz, nahe der tschechischen Grenze, wollen wir auf eine 37 Kilometer langen Radtour auf Entdeckungsreise gehen. Für den Abschnitt zwischen Bad Schandau und Sebnitz nutzen wir dafür die Nationalparkbahn, die hier unter verschiedenen Namen bereits seit 130 Jahren unterwegs ist.

Ein Mann steht mit seinem Fahrrad auf einem Bahnsteig neben einem Regionalzug, auf dessen Seite „Nationalparkbahn“ steht. Er trägt einen Hut, eine Sonnenbrille, ein graues Hemd und Shorts. Die Szene ist hell und sonnig, im Zug sind einige Leute zu sehen. Auf dem Bahnsteigschild steht „Bad Schandau“.©: Daniela Pensold

Unser Startpunkt ist Sebnitz, überregional bekannt für die Herstellung hochwertiger Kunstblumen in Handarbeit. Der erste Halt führt uns daher auch zur Seidenblumenmanufaktur, in der wir einen Einblick in die traditionsreiche Kunst des „Blümelns“ erhalten.

Die beeindruckenden Kunstwerke, die hier mit Stoff, Draht und viel Hingabe entstehen, faszinieren uns so sehr, dass wir im „Blümelzimmer“ unter professioneller Anleitung selbst kreativ werden.

Eine Person in einem blauen Hemd wickelt grünes Blumenband um den Stiel einer rosa-weißen Gänseblümchenblume.©: Daniela Pensold

Daumenkino aus Postkartenidyllen

Mit ein wenig Stolz über unsere selbst gefertigten Sebnitzer Kunstblumen, treten wir gegen Mittag in die Pedale. Nachdem knackigen Aufstieg auf die Hochebene klickt sofort der Auszeit-Modus. Die Strecke auf dem Panoramaweg schlängelt sich hier oben ohne spürbare Steigungen entlang von Wiesen und Feldern. Ein Daumenkino aus Postkartenidyllen zieht an uns vorbei, während der Duft von Heu und Wildblumen uns in die Nase steigt – und hungrig macht. Wie im Grimmschen Märchen taucht auf der Strecke aus dem Nichts eine urige Baude auf. Doch anstelle von Pfefferkuchen lockt man uns hier mit köstlichen sächsischen Spezialitäten, die mit Kräutern aus der Umgebung verfeinert werden. Wir bestellen Quarkkeulchen nach Omas Rezept sowie Kräuterpolenta mit Grillgemüse. Frisch und lecker!

Ein Mann mit Bart sitzt allein an einem Tisch im Freien und genießt eine Mahlzeit. Er trägt einen Hut, ein helles Hemd, Shorts und dunkle Socken und Schuhe. Auf dem Tisch stehen zwei Teller mit Essen, ein Glas mit klarem Getränk und ein Glas mit rotem Getränk. Grünes Laub bildet den Hintergrund.©: Daniela Pensold

Umgebindehäuser, Gärten und verschwiegene Ecken

Bis Hinterhermsdorf ist es von hier nur noch ein Katzensprung. Der familienfreundliche Urlaubsort ist die erste Nationalparkgemeinde der Sächsischen Schweiz und bereits mit dem Titel „Schönstes Dorf Sachsens“ sowie „Schönstes Dorf Deutschlands“ ausgezeichnet worden. Wir drehen einige Runden durch das hübsche Kleinod und entdecken dabei schöne Umgebindehäuser, liebevoll gepflegte Gärten, Brunnen und verschwiegene Ecken.

Über das Freizeitgelände „Waldhusche“ gelangen wir in den Nationalpark Sächsische Schweiz. Dort folgen wir einer der offiziellen Radrouten durch das Schutzgebiet und genießen eine hervorragende Wegebeschaffenheit. Dennoch lässt uns so mancher Höhenanstieg schnaufen, als würden wir gerade die Alpen überqueren. Aber im Schritttempo lassen sich die majestätischen Felsmassive umso mehr bewundern. Im kühleren und wildromantischen Kirnitzschtal angekommen, schicken wir ein selbstgebasteltes Schiffchen aus Baumrinde und Farn auf ein Flussabenteuer.

Eine Person fährt mit dem Fahrrad auf einem Schotterweg durch einen dichten Wald auf hohe, hoch aufragende Felsformationen zu, unter einem strahlend blauen Himmel mit vereinzelten Wolken. Der Weg und die umliegenden Bäume rahmen die markanten Steintürme in der Ferne ein.©: Daniela Pensold

Das zentral im Großen Zschand gelegene historische Zeughaus erreichen wir glücklicherweise noch kurz vor der Schließzeit. Hier inhalieren wir schnell zwei große Heidelbeersofteis, die uns mit neuer Energie für die letzten 16 Kilometer nach Bad Schandau versorgen. Aber wozu eigentlich die Eile? Auf dem Unteren Affensteinweg taucht jetzt die sanfte Abendsonne die Sandsteinfelsen in ein magisches Licht – ein letztes Naturspektakel, bevor wir wieder die Zivilisation erreichen. Unser Tourenfinale wird in der gemütlichen Schrammsteinbaude mit feinstem Szegediner Gulasch gekrönt. Glücklicherweise führen die letzten Kilometer ab hier nur noch bergab.


■ Text und Fotos: Daniela Pensold

Bildnachweise:

  • Unterwegs mit der Nationalparkbahn U28: Daniela Pensold
  • Deutsche Kunstblumen Manufaktur Sebnitz: Daniela Pensold
  • Pause in der Kräuterbaude: Daniela Pensold
  • Hinterhermsdorf in der Sächsischen Schweiz: Daniela Pensold
  • Blick auf Hinterhermsdorf von der Buchenparkhalle: Mandy Krebs
  • Radroute durch den Nationalpark Sächsische Schweiz mit Blick auf den Bloßstock: Daniela Pensold
  • Logo Sächsisch-Böhmische Schweiz: TVSSW
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