Wir waren bei einer Schifferfastnacht in Postelwitz. Etwas völlig neues fĂŒr uns. Da wir beide aus dem Rheinland kommen, kennen uns mit Karneval und Co. ausâŠ
Aber die Schifferfastnacht, die ist irgendwie andersâŠ
Das erste was auffÀllt ist schon mal das Datum. Schifferfastnacht ist in Postelwitz immer am ersten Wochenende im Februar. Also nicht am Rosenmontag oder Veilchendienstag. Nein, immer am gleichen Termin.
Es gibt auch hier FuĂgruppen. Aber die sehen eher aus, als ob sie gerade vom Traumschiff kommen. Alle in MatrosenanzĂŒgen oder KapitĂ€nsuniform. Und sie tragen Fahnen vor sich her. Eher ernst.
Der Schlachtruf ist weder âAlaafâ noch âHelauâ und auch nicht âHalt Pohl!â oder âSchöpp opâ sondern âAhoi!â. Er ertönt aber eher selten. Bei der Anfangsrede noch vor dem Umzug und einmal, als sich die Wagen begegnen, weil sie nach dem Wenden in die andere Richtung fahren.
Die Wagen sind selbst gebaut und zum Teil sehr aufwendig und kreativ. Es gibt kritische lokale Themen. In Postelwitz scheint es diesmal das Thema Wellness zu sein. Eine Gruppe sitzt sogar im beheizten Holzzuber und badet.
2017 fand diese Veranstaltung zum 405. mal statt und hat damit eine richtig lange Tradition.
Es gibt KostĂŒme, die aussehen wie Lappenclowns. Hier heiĂen sie FleckenmĂ€nnel. Und sie leiten den Zug an. Eine Art Tanzgarde marschiert vorbei. Den SĂ€bel auf dem Kopf. Der Narr macht sie nach. Aber sie tanzen nicht wirklich.
AuffĂ€llig ist auch, dass das Publikum unbeteiligt ist. Weder gibt es Applaus fĂŒr die kreativen KostĂŒme und Aufbauten auf den Wagen noch wird geschunkelt oder getanzt oder in irgendeiner Form gefeiert. Niemand jubelt den Gruppen zu oder ruft den Schlachtruf.
Ein Motto fĂŒr den Umzug gibt es nicht. Jeder denkt sich selber aus, was er darstellen möchte. Da geht es um BorkenkĂ€fer im Nationalpark oder Wildschweine auf dem Feld. Jeder kĂŒmmert sich um das, was ihn beschĂ€ftigt.
Ein spezielles GebĂ€ck oder Essen gibt es auch nicht. DafĂŒr aber Alkohol. Sogenannte Marketenderinnen gehen herum und verkaufen Schnaps. Wenn der aus ist, verkaufen sie KĂŒsse. Das kommt uns doch bekannt vor. Kamelle oder StrĂŒĂjer werden hier nicht geworfen.
Traditionell sehen auch einige Figuren und KostĂŒme aus. Mit einigen Figuren haben wir reden können. Andere Figuren und Gruppen geben uns RĂ€tsel auf.
Wie gut, dass auf der Internetseite vom Schifferverein alles genau erklĂ€rt wird: http://www.schifferverein-postelwitz.de/schifferfastnacht.html Die einzelnen Figuren bzw. âRollenâ wie sie hier heiĂen und der gesamte Ablauf.
Wie auch sonst bei Faschings- oder KarnevalsbrĂ€uchen geht es darum, den Winter auszutreiben. Die Schiffer brauchten den FrĂŒhling, damit sie wieder arbeiten und Geld verdienen konnten. Wenn die Elbe zugefroren war und nicht schiffbar war, haben sie auch nichts verdient. Deswegen gibt es auch so viele BezĂŒge zu der Schifffahrt. Die sogenannten Rollen sind sehr wichtig und werden bis heute ernst genommen. FĂŒr die Schiffer war das eben ihr Leben und ihre Arbeit.
Schön, dass solche Traditionen bis heute weiter gefĂŒhrt werden.
©: Achim Meurer
Interessant finde ich, dass im Anschluss alle TĂŒren und HĂ€user offen stehen und man sich gegenseitig besucht und bewirtet. Dann sind wir wohl doch zu frĂŒh gegangenâŠ
Wer auch mal an einer solchen Schiffer-Fastnacht teilnehmen möchte, hat viele Möglichkeiten dazu, weil von Januar bis MĂ€rz an fast jedem Wochenende irgendwo eine Veranstaltung statt findet Hier findet ihr die Termine: dev.saechsische-schweiz.de/…/tradition-schifferfastnacht
Gastbeitrag von Monika Meurer
Bildnachweise:
- Schifferfastnacht-Postelwitz-Bad-Schandau-Saechsische-Schweiz-Sachsen_0026: Achim Meurer
- Logo SÀchsisch-Böhmische Schweiz: TVSSW
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