Wir waren bei einer Schifferfastnacht in Postelwitz. Etwas völlig neues für uns. Da wir beide aus dem Rheinland kommen, kennen uns mit Karneval und Co. aus…

Aber die Schifferfastnacht, die ist irgendwie anders…

Eine Gruppe von Menschen in Matrosenuniformen marschiert in einer Parade eine Straße entlang. Zwei Männer vorne tragen ein großes, buntes Schiffsmodell, das mit Bändern geschmückt ist. Im Hintergrund sind Schaulustige und festliche Dekorationen zu sehen.

Das erste was auffällt ist schon mal das Datum. Schifferfastnacht ist in Postelwitz immer am ersten Wochenende im Februar. Also nicht am Rosenmontag oder Veilchendienstag. Nein, immer am gleichen Termin.

Eine Gruppe uniformierter Männer marschiert in einer Parade eine Straße entlang, die von Schnee und Zuschauern gesäumt ist. Sie tragen ein Banner und dunkle Uniformen mit Mützen und Schärpen. Über der Straße sind kleine Flaggen aufgehängt, im Hintergrund sind bunte Gebäude und Autos zu sehen.

Es gibt auch hier Fußgruppen. Aber die sehen eher aus, als ob sie gerade vom Traumschiff kommen. Alle in Matrosenanzügen oder Kapitänsuniform. Und sie tragen Fahnen vor sich her. Eher ernst.

Eine Gruppe von Menschen in traditioneller Kleidung marschiert in einer festlichen Parade eine Straße entlang. Sie tragen Flaggen und zeremonielle Gegenstände. Zuschauer stehen an der Seite und über ihnen sind bunte Banner aufgehängt. Im Hintergrund sind Schnee und Gebäude zu sehen.

Der Schlachtruf ist weder ‚Alaaf‘ noch ‚Helau‘ und auch nicht ‚Halt Pohl!‘ oder ‚Schöpp op‘ sondern „Ahoi!“. Er ertönt aber eher selten. Bei der Anfangsrede noch vor dem Umzug und einmal, als sich die Wagen begegnen, weil sie nach dem Wenden in die andere Richtung fahren.

Ein Mann fährt einen grünen Traktor, der einen Festwagen mit Strohdach und einem Schild mit der Aufschrift „Poskana World“ zieht, bei einer Straßenparade. Schneeflecken sind sichtbar und Menschen schauen vom Bürgersteig aus zu.

Die Wagen sind selbst gebaut und zum Teil sehr aufwendig und kreativ. Es gibt kritische lokale Themen. In Postelwitz scheint es diesmal das Thema Wellness zu sein. Eine Gruppe sitzt sogar im beheizten Holzzuber und badet.

2017 fand diese Veranstaltung zum 405. mal statt und hat damit eine richtig lange Tradition.

Es gibt Kostüme, die aussehen wie Lappenclowns. Hier heißen sie Fleckenmännel. Und sie leiten den Zug an. Eine Art Tanzgarde marschiert vorbei. Den Säbel auf dem Kopf. Der Narr macht sie nach. Aber sie tanzen nicht wirklich.

Eine Gruppe von Menschen in farbenfrohen, mit Bändern geschmückten Trachten und spitzen Hüten läuft in einer Parade durch eine Straße. Sie sind von Passanten und geparkten Autos umgeben. Die Gebäude im Hintergrund lassen eine Kleinstadtkulisse vermuten.
Eine Gruppe von Menschen in festlichen Kostümen marschiert in einer Straßenparade. Eine Person in der Mitte trägt ein blau-weißes Narrenkostüm, während andere in schwarz-weißen Kostümen mit Federhüten herumstehen. Im Hintergrund sind Zuschauer und geparkte Autos zu sehen.

Auffällig ist auch, dass das Publikum unbeteiligt ist. Weder gibt es Applaus für die kreativen Kostüme und Aufbauten auf den Wagen noch wird geschunkelt oder getanzt oder in irgendeiner Form gefeiert. Niemand jubelt den Gruppen zu oder ruft den Schlachtruf.

Ein älterer Mann mit dickem Schnurrbart führt eine Parade auf einer schneebedeckten Straße an und hält einen mit Bändern geschmückten Stab in der Hand. Er trägt einen schwarzen Mantel und einen Hut. Zuschauer und Teilnehmer in verschiedenen Kostümen säumen die Straße, und über ihnen hängen bunte Fahnen.

Ein Motto für den Umzug gibt es nicht. Jeder denkt sich selber aus, was er darstellen möchte. Da geht es um Borkenkäfer im Nationalpark oder Wildschweine auf dem Feld. Jeder kümmert sich um das, was ihn beschäftigt.

Eine Person mit einer großen braunen Maske und einer grauen Jacke hält einen blattlosen Ast vor ihr Gesicht. Die Szene spielt im Freien, im Hintergrund sind Häuser und geparkte Autos zu sehen. Auf dem Boden liegen Schneeflecken.

Ein spezielles Gebäck oder Essen gibt es auch nicht. Dafür aber Alkohol. Sogenannte Marketenderinnen gehen herum und verkaufen Schnaps. Wenn der aus ist, verkaufen sie Küsse. Das kommt uns doch bekannt vor. Kamelle oder Strüßjer werden hier nicht geworfen.

Zwei Menschen in traditioneller Festtracht stehen lächelnd während einer Veranstaltung im Freien auf einer schneebedeckten Straße. Sie tragen weiße Schürzen über langen, gemusterten Röcken, rote Stiefel und bunte Schals. Einer hält einen Weidenkorb, im Hintergrund sind eine Menschenmenge und ein Schild zu sehen.
Eine Gruppe von Frauen in weißen Gewändern mit bunten, geblümten Schals nimmt mit Weidenkörben in der Hand an einer Straßenparade teil. Hinter ihnen sieht man weitere Paradeteilnehmer und Musiker. Die Straße ist mit bunten Fahnen geschmückt und die Häuser säumen die Straße.

Traditionell sehen auch einige Figuren und Kostüme aus. Mit einigen Figuren haben wir reden können. Andere Figuren und Gruppen geben uns Rätsel auf.

Während eines Festes steht eine Gruppe von Menschen in traditioneller Kleidung mitten auf einer schneebedeckten Straße. Eine Person im Vordergrund hat langes, buntes Kunsthaar und hält eine große Mistgabel. Mehrere Zuschauer haben sich auf dem Bürgersteig versammelt und im Hintergrund sind Häuser zu sehen.

Wie gut, dass auf der Internetseite vom Schifferverein alles genau erklärt wird: http://www.schifferverein-postelwitz.de/schifferfastnacht.html Die einzelnen Figuren bzw. ‚Rollen‘ wie sie hier heißen und der gesamte Ablauf.

Eine fröhliche Person in Matrosenuniform trägt während einer festlichen Veranstaltung im Freien ein Modellboot auf der Schulter. Im Hintergrund sieht man Menschen in ähnlicher Kleidung, die lächeln und die Veranstaltung genießen. Die Stimmung ist lebhaft und die Atmosphäre feierlich.

Wie auch sonst bei Faschings- oder Karnevalsbräuchen geht es darum, den Winter auszutreiben. Die Schiffer brauchten den Frühling, damit sie wieder arbeiten und Geld verdienen konnten. Wenn die Elbe zugefroren war und nicht schiffbar war, haben sie auch nichts verdient. Deswegen gibt es auch so viele Bezüge zu der Schifffahrt. Die sogenannten Rollen sind sehr wichtig und werden bis heute ernst genommen. Für die Schiffer war das eben ihr Leben und ihre Arbeit.

Schön, dass solche Traditionen bis heute weiter geführt werden.

Eine Gruppe von Menschen in festlichen blau-weißen Kostümen mit hohen, spitzen Hüten nimmt an einer Parade teil. Auf den Hüten sind Embleme zu sehen, und eine Person in der Mitte lächelt und blickt in die Kamera. Im Hintergrund sind Gebäude und Zuschauer zu sehen.

Interessant finde ich, dass im Anschluss alle Türen und Häuser offen stehen und man sich gegenseitig besucht und bewirtet. Dann sind wir wohl doch zu früh gegangen…

Wer auch mal an einer solchen Schiffer-Fastnacht teilnehmen möchte, hat viele Möglichkeiten dazu, weil von Januar bis März an fast jedem Wochenende irgendwo eine Veranstaltung statt findet Hier findet ihr die Termine: dev.saechsische-schweiz.de/…/tradition-schifferfastnacht

Gastbeitrag von Monika Meurer

Alle Fotos © WaltzingMeurers

Author

Mitarbeiterin TVSSW

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