URLAUBSMAGAZIN Sächsische Schweiz 2024 www.saechsische-schweiz.de 15 NATURWUNDER Guckkästen lenken den Blick auf junge Bäume Vor dem Eingang deutet Hanspeter Mayr auf eine mächtige alte Buche. »Das ist die Mutterbuche«, sagt er. »Sie hat hier überall ihre Samen verteilt. Eichelhäher und Eichhörnchen halfen mit.« Und tatsächlich! Was er meint, ist gleich an der ersten Station zu sehen. Sieben Guckkästen leiten den Blick auf sieben junge Bäume. Darunter, nur wenige Zentimeter groß, ein zartes Buchenpflänzchen, dessen grüne Blätter im Sonnenlicht glänzen. Genügend Licht ist ein Faktor, warum sich hier eine Vielfalt an Bäumen, darunter Eberesche, Kiefer, Birke, Eiche, Lärche und Fichte, entwickelt. Das Totholz ist ein anderer. Käfer und Pilze verwandeln das abgestorbene Holz in Humus. Über einen Holzbohlenweg laufen wir weiter. Am Boden ein dichter Teppich aus Heidelbeersträuchern. Dahinter lange, aber noch dünne Birken. Am Wegrand ein abgebrochener Stamm mit einem stattlichen Zunderschwamm. Blätter rascheln im warmen Sommerwind. Vögel zwitschern. Über unseren Köpfen das Summen einer Hummel. Vorher-Nachher-Bilder zeigen die rasante Veränderung Auf einem Schild sind Fotos abgebildet, die hier zwischen 2011 und 2021 aufgenommen wurden. Sie zeigen die rasante Veränderung an dieser Stelle von kahlen Fichten bis zu den ersten nachwachsenden Bäumen. Dahinter lenkt ein leerer Holzrahmen den Blick ins Heute: echte Wildnis. »Es erstaunt mich immer wieder, wie schnell das geht«, sagt Hanspeter Mayr. »Rund 500 Jahre war der natürliche Kreislauf durch die Forstwirtschaft unterbrochen – jetzt kommt er wieder in Schwung.« Wir verlassen den Lehrpfad und laufen den Reitsteig entlang. Plötzlich lichtet sich rechts von uns der Wald und gibt den Blick frei auf eine Fläche, auf der es 2022 brannte. Schwarzverkohlte Stämme liegen am Boden, dazwischen bedeckt rostrotes Nickendes Pohlmoos die Erde. Hanspeter Mayr geht in die Hocke und betrachtet die winzigen Keimblätter einer Birke, die im Schutz der Stämme wachsen. »Das sind schon die Vertreter des neuen Waldes«, sagt er begeistert. An dieser Stelle verläuft nun ein zweiter Abschnitt des Weges zur Wildnis. Denn auch ein Brand bedeutet nicht, dass der Wald stirbt, sondern sich selbst wieder heilt – wenn man ihn lässt. Hanspeter Mayr, Sprecher der Nationalparkverwaltung, zeigt, wie schnell sich der Wald erholt. // Angela Zimmerling
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