Urlaubsmagazin

URLAUBSMAGAZIN Sächsische Schweiz 2023 www.saechsische-schweiz.de 76 WINTER Es ist der magischste Moment dieser Wanderung – und er kommt völlig unerwartet. Plötzlich stehen wir an diesem märchenhaften Ort, zwischen massigen Felsentürmen wie zu Füßen eines gigantischen, uralten Korallenriffs. Unter uns feinster Meeressand, über uns zartblauer Himmel. Es ist absolut still und die Sonne steht an diesem glasklaren Spätwintervormittag an der effektvollsten Stelle – genau in der Mitte der Schlucht. Zwischen den hohen Wänden aus 170 Millionen Jahre altem Sandstein fühlen wir uns winzig und unbedeutend – aber auch sicher und behütet. Hier schweigt selbst der Wind, der uns heute beständig begleitet. Wir sind nur ein paar Minuten hier. Aber der Eindruck dieses friedvollen Ortes wirkt noch lange nach. Zwischen den imposanten Felsenwänden schweigt selbst der Wind. Eigentlich hätten wir gar nicht hier unten sein sollen. Der Wanderweg, dem wir folgen, verläuft weiter oben. Nur kurz die berühmten Herkulessäulen aus der Nähe betrachten, das war die Idee. Doch immer neue fotogene Winkel haben uns wie die Blumen das Rotkäppchen immer von der eigentlich geplanten Strecke abgebracht. Zum Glück. Bald sind wir wieder auf dem richtigen Weg. Es ist die Route Nummer 16 mit dem Titel »Herkulessäulen-Johanniswacht-Runde« aus der offiziellen Winterwanderkarte des Tourismusverbandes Sächsische Schweiz. Sie soll uns durch ein besonders reizvolles Stück des Bielatals führen: vom Wanderparkplatz Schweizermühle auf der Ostseite des Tales zur Einkehr Ottomühle und dann auf der Westseite wieder zurück. Verfallene Relikte einer goldenen Ära Das Bielatal hat eine spannende Geschichte. Eine handgeschriebene Infotafel am Parkplatz erzählt von der glorreichen Vergangenheit als mondäner Kurort. Mitte des 19. Jahrhunderts war die hiesige Kaltwasserheilanstalt heißbegehrt. Gekrönte Häupter aus halb Europa gaben sich hier die Klinke in die Hand. Doch dieses Kapitel endete vor über 100 Jahren. Kaltwasserkuren kamen aus der Mode – und ins Bielatal kehrte die Ruhe zurück. Heute ist der Flecken mit seinen bizarren Felsentürmen vor allem als Kletterrevier bekannt. Beim Wandern findet man sie noch, die Relikte der goldenen Ära. Dazu gehören die Reste der alten Kuranlagen oder das neogotische Türmchen am Rande des Aufstiegs zur Kaiser-Wilhelm-Feste – und natürlich die Feste selbst. Die im Jahr 1880 am beliebten »Bielablick« im historisierenden Stil erbaute Minibastion ist der vielleicht merkwürdigste Aussichtspavillon in der gesamten Sächsischen Schweiz. Jeder im Ort kennt die Legende vom Rosenthaler Baumeister Kaiser, der sich durch eine Stammtischwette zu diesem Bau hinreißen ließ. Fotogene Landmarke: die Kaiser-Wilhelm-Feste Blick auf den einst bedeutenden Kurort Schweizermühle Sebastian Thiel künstliche Turmruine am sogenannten Schwedengarten in Schweizermühle unten: Herkulessäulen Imposant: die bizarren Kletterfelsen im Bielatal

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