Urlaubsmagazin Sächsische Schweiz 2022

URLAUBSMAGAZIN Sächsische Schweiz 2022 www.saechsische-schweiz.de 77 WINTER wir an einem Baum, verborgen unter einer Schneeschicht tatsächlich den gesuchten blauen Strich wieder. Hinter der Grenze wird die Szenerie noch geheimnisvoller. Kein Pfefferkuchenhaus, sondern die gemütliche Baude auf dem Gipfel des Wachbergs (496 Meter) ist unser erstes Etappenziel. Bergfest! Wie gut tut jetzt ein prasselndes Kaminfeuer, ein Kachelofen und ein »Gipfelglüher«, ein heißer, himmlisch fruchtiger Zaubertrank nach Hausrezept. Nun scheint der Rest der Tour doch nicht mehr so lang, das Projekt doch nicht mehr so verwegen. Kurz hinter der Wachbergbaude verläuft die böhmische Grenze. Die ist hier nicht mehr als ein Stein mit bunten Wappen am Wegesrand. Und doch bilden wir uns ein, dass die Szenerie hier noch märchenhafter, noch geheimnisvoller wird. An den wenigen, uns begegnenden Skifahrern und Wanderern probieren wir verschiedene Begrüßungen aus. Doch egal, ob wir »Hallo« oder »Ahoi« sagen: Es kommt immer ein freundliches »Dobrý den« zurück, sodass auch wir uns im Folgenden auf diese tschechische Standardbegrüßung festlegen. Leider begegnen wir bis zum Gipfel des Tanzplans, der hier Tanečnice heißt, niemandem mehr, an dem wir sie üben können. Noch einmal stapfen und einsinken. Noch einmal Märchenwald. Noch einmal das Lauschen in die Stille Der Berg mit dem merkwürdigen Namen ist mit fast 600 Metern die höchste Erhebung im weiten Umkreis. Die 25 Kronen (etwa ein Euro) für den Aufstieg auf den Aussichtsturm sind gut angelegt. Weit schweift der Blick über zwei Länder und drei Bergwelten: das Elbsandsteingebirge im Süden, das Lausitzer Gebirge im Osten und im Norden die Oberlausitz. Auch der Turm selbst bietet mit seiner Kruste aus Eiskristallen heute einen unwirklichen Anblick. Am Dach der benachbarten Blockhütte aus dunklem Holz, in der deftige böhmische Küche gereicht wird, hängen dicke Eiszapfen. Laut Höhenprofil geht es von hier bis nach Sebnitz nur noch bergab – was wir dankbar zur Kenntnis nehmen. Allerdings müssen wir den Einstieg zum Abstieg erneut mithilfe der Karten-App unter dem Schnee suchen. Noch einmal stapfen und einsinken. Noch einmal Märchenwald. Noch einmal das Lauschen in die Stille. Dann holt uns die Dämmerung ein und bald auch die Müdigkeit. Endlich sehen wir die Lichter von Sebnitz anheimelnd durch die Bäume schimmern. Geschafft, glücklich und mit der Vorfreude auf ein heißes Bad treten wir die Heimreise an. // Sebastian Thiel Tour zum Nachwandern

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