Urlaubsmagazin Sächsische Schweiz 2022

URLAUBSMAGAZIN Sächsische Schweiz 2022 www.saechsische-schweiz.de 76 WINTER Da habt ihr ja noch ein ordentliches Stück vor euch«, verabschiedet uns Maik Richter vom Gasthof Hertigswalde, nachdem wir ihm unser Vorhaben erklärt haben. Dann stapfen wir wieder durch den tiefen Schnee zu unserer Route zurück. Der Gastronom hat uns eben seine kleine Dammwild-Herde gezeigt, die er seit den 1990er Jahren in einem weitläufigen Gehege hält. Scheu und neugierig hatten uns die Tiere aus der Ferne beäugt. Es ist ein Sonntagmittag im Januar. Das Thermometer zeigt minus sechs Grad Celsius. Das Winterwetter der letzten Tage hat die Sächsische Schweiz in ein Märchenreich aus Schnee und Eis verwandelt. Das hat uns hergelockt. Selbst hier im sächsisch- böhmischen Bergland ist so viel weiße Pracht selten. Unser Projekt: die grenzüberschreitende »Zwei-Gipfel-Tour« von Sebnitz über den Wachberg und den Tanzplan. Die 15-Kilometer-Runde wird als mittelschwere Tour in der Winterwanderkarte der Sächsischen Schweiz empfohlen. Was uns unbedarften Städtern nicht bewusst war: Bei Schnee verschwinden manchmal nicht nur Wege und Wegmarkierungen. Es verschwindet auch das »mittel« aus »mittelschwer«. Wir haben noch nicht einmal ein Viertel des Weges geschafft, als wir erstmals an dem Vorhaben zweifeln. Die Kälte ist kein Thema. Wir sind warm eingepackt und das Wandern heizt ein. Aber durch den Schnee kommen wir nur mühsam voran. Jetzt haben wir auch wieder Augen dafür, wie unglaublich schön es hier ist. An einer vereisten Bank oberhalb von Hertigswalde legen wir eine Verschnaufpause ein. Ermutigend dampft heißer Kaffee im Becher. Jetzt haben wir auch wieder Augen dafür, wie unglaublich schön es hier ist. Wir sind Teil einer Winterlandschaft wie aus dem Bilderbuch: sanftes Hügelland mit Feldern und Wäldern unter einer makellosen Decke aus Schnee, verschneite Häuschen mit weißen Rauchfahnen, zwei einsame Skiläufer am Horizont. Sogar das leise Hundegebell, das man sich zu so einer Szene immer vorstellt, weht aus dem Dorf herüber. Wir laufen weiter. Noch immer sinken wir mit jedem Schritt ein, aber weniger tief. Ab und zu bleiben wir stehen, um bewusst die wunderbare Schneeluft zu atmen und in den Frieden der Winterlandschaft zu lauschen. Ein winziger Bach plätschert leise zwischen perfekten Ufern aus Schnee. Von fern klingt der Staccato-Ruf eines Buntspechts durch den Wald. Ansonsten kostbare, zeitlose, majestätische Stille. Am Fuße des Wachbergs geht es uns plötzlich wie Hänsel und Gretel. Wo weiter? Weg und Wegmarkierungen sind verschwunden. Etwas ungläubig folgen wir den Anweisungen der Karten-App, die uns durch unberührten Schnee zwischen den Bäumen direkt den steilen Hang hinaufführen will. Wenn hier ein Weg ist, hat er sich gut versteckt. Dann entdecken » Sebastian Thiel

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