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Das Elbsandsteingebirge ist eine der poetischsten Landschaften Europas. Seit über 200 Jahren berauschen sich Künstler und Wanderer an der sagenhaften Dramatik und der unermesslichen Vielfalt der Millionen Jahre alten Felsenwelt.

„Wir hatten nur noch einen kurzen Weg bis zur Bastey, einem Felsenaltane, auf welchen man plötzlich aus dem dichten Walde … hinaustritt. Nun auf einmal erblickt man senkrecht unter sich in einer Tiefe von nahezu 1000 Fuß die Elbe in weiten Krümmungen, und das Auge schweift von der Sächsischen Schweiz bis zu den böhmischen Gebirgen. Mit ihren senkrecht abgeschnittenen Felswänden und den waldigen Kronen stehen der Lilienstein, der Königstein, Pfaffenstein, Zschirnstein, Zirkelstein und andere wie Altäre in diesem erhabenen Naturtempel und fesseln abwechselnd die Blicke.

Mein erstes Gefühl an dieser Stelle ist kaum zu beschreiben: Meine Augen füllten sich mit Thränen und unwillkürlich beugte sich mein Knie vor dem Schöpfer. Erst nachdem ich mehrere Minuten stumm und mit gefalteten Händen am Geländer gelehnt hatte, vermochte ich mir Rechenschaft über das zu geben, was ich sah.“

Der Kammerherr Carl von Voß brachte diese Eindrücke im Jahr 1822 zu Papier. Seine Notizen von einer einjährigen Dienstreise als Begleitung des Prinzen von Anhalt-Bernburg nach Dresden und Umgebung gewähren heute wunderbare Einblicke in die Sensibilität des Zeitalters, das wir heute Romantik nennen. Es ist die Epoche großer Emotionen, der Suche nach Bedeutung, der Wiederentdeckung der Natur und der Menschlichkeit. In dem Jahrhundert zuvor hatte der Lärm der Industrialisierung und das Licht der Aufklärung das Geheimnisvolle aus dem Leben der Menschen getilgt. Die Vernunft hatte über das Wunder gesiegt, die Nützlichkeit über das Schöne.

Suche nach dem Unergründlichen

Es dauerte nicht lange, bis Menschen das Gefühl hatten, etwas wichtiges verloren zu haben, dass ein wesentlicher Aspekt ihrer Existenz auf der Strecke des Fortschritts geblieben ist. Zuerst reagierte die Kunst, dann der Zeitgeist. Schon gegen Ende des Jahrhunderts gibt es eine starke Gegenposition zur Aufklärung. Das Unergründliche wird gesucht – und in der Natur gefunden.

In diese Zeit fällt die Entdeckung des Elbsandsteingebirges. Zwar gibt es die Naturschönheit schon seit Menschen Gedenken. Doch scheint es fast, als wäre sie bis zur Romantik nie wirklich gesehen worden. Nicht einmal einen Namen hatte die charaktervolle Landschaft über lange Zeit. Erst die Maler der renommierten Dresdner Kunstakademie öffnen gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Augen ihrer Zeitgenossen für den Zauber der Region.

 

Schrecklich! Hübsch! Malerisch!

Das Erhabene spielt für die romantische Sensibilität eine wichtige Rolle. Es findet sich in Caspar David Friedrichs Gemälden, Richard Wagners Opern, Mary Shelleys Romanen, Hans Christian Andersens Märchen und in der Neogotischen Architektur. Während sich das Schöne klein, glatt, liebreizend, klar und zart zeigt, ist das Erhabene groß, schroff, düster, komplex und massiv. Die Spannung aus beidem ergibt das Pittoreske, das Malerische. Auch diese Gesetzmäßigkeit war den Künstlern der Ära, insbesondere den Landschaftsmalern, bewusst. Als Entdecker gilt der Engländer William Gilpin, der in einem 1782 veröffentlichten Buch mit Landschaftsbetrachtungen Reisende dazu anhält, sich den Reiz einer Landschaft mit den Regeln pittoresker Schönheit zu erklären.

Das Elbsandsteingebirge wird gern als „malerische Landschaft“ beschrieben. Erst vor dem Hintergrund der ästhetischen Theorie des Pittoresken erkennt man, dass in diesem Fall „malerisch“ ausnahmsweise tatsächlich mehr ist als eine sprachliche Seichtheit. Es ist ein Fakt.

(Verfasser: Sebastian Thiel / gekürzte Version. Den vollständigen Beitrag kann man im Urlaubsmagazin 2015 lesen)

Link -Tipp zum Thema: Kunst am Malerweg

Bildnachweise:

  • Logo Sächsisch-Böhmische Schweiz: TVSSW
  • Winterwandern Nationalparkregion Sächsische Schweiz: Sebastian Thiel

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