Wanderurlaub Sächsische Schweiz: Wanderschänken

Die meisten Menschen haben einen Arbeitsweg. Der Inhaber der Paffensteinschänke nennt sich das Arbeitsaufstieg – und damit ist nicht die Karriere gemeint, sondern der knapp 300 Meter starke Höhenunterschied. Denn zur Berggaststätte Pfaffenstein kommt man nur zu Fuß. Während der Betreiber allerdings nur sieben Minuten braucht – der sportliche Mann kommt fast senkrecht über eine nichtöffentliche Stiege nahe des Lastenaufzugs für Lebensmittel und Getränke nach oben – müssen die anderen Mitarbeiter wie auch die Gäste schon etwa eine knappe oder reichliche halbe Stunde einplanen – je nachdem, ob der Weg durchs Nadelöhr, über den Klammweg oder die bequeme Variante gewählt wird.

Wer Ersteren nimmt und viele, viele Felsstufen und dann durch die Spalte, die für einen Riesen ein Nadelöhr sein mag, gestiegen ist, gelangt in einen farndurchsetzten Märchenwald, in dem ein laubbedeckter Weg bis zu dem Platz führt, der wie eine Lichtung anmutet, oben auf dem Fels. Die Sonnenstrahlen werfen Punkte durch das dichte Grün bis auf die Biergartentische. Das steinerne Haus am Platz ist ab der ersten Etage mit Holz verkleidet und zeigt sich teilweise mit Fachwerk.

Die Hälfte der Speisen in der Wanderschänke sind übrigens vegetarisch und vegan, so z.B. Sellerieschnitzel auf Kräuterrahm. Sellerie und Kartoffeln kommen von einem Bio-Anbieter aus der Region.

Wander-Waldidylle: Uttewalder mit Kräutern und Rind

Der Name Waldidylle wird gern vergeben, in der Sächsischen Schweiz findet man ihn in der Nähe von Uttewalde und Lohmen. Bei ersterem ist der Grund augenscheinlich – und doch etwas wetterabhängig. Denn was bei heißem Sommerwetter so idyllisch im schattigen, wald- und felsreichen Uttewalder Grund anmutet, kann sich bei grauem

Novembernieseln schon mal etwas verlassen anfühlen. Nicht für Andreas Ilga, der Inhaber des Gasthauses „Waldidylle“. Er findet nicht nur jede Jahreszeit interessant – „im vergangenen Jahr hatten wir außerdem einen sehr schönen November“ –, er hat deshalb auch ganzjährig geöffnet und die Wanderschänke zu seinem Wohnsitz gemacht. „Ruhig. Nicht einsam“, betont er, sei es mitunter. An den Weihnachtsfeiertagen gebe es immer einen großen Ansturm, so wie überhaupt an Feiertagen und natürlich in den Ferien.

Der Inhaber kombiniert sächsische Hausmannskost, wie er sie von seiner Großmutter kennt, mit Erlerntem. Es gibt Linseneintopf mit Rauchfleisch, Pilzbohnen, Hefeklößen und Kartoffelecken mit Kräuterquark. Aber auch Fisch und vor allem Wildspezialitäten könne man bekommen. Er selbst schwört auf Kräuterschweinebauch in Schwarzbiersoße und auf die „Uttewalder“ Die Uttewalder werde speziell für das Gasthaus von einem Fleischer im Nachbarort angefertigt.

Um sie und die anderen Lebensmittel zu dem holzverkleideten Haus mit den weißen Fensterrahmen, das im an dieser Stelle etwas geöffneten Grund an den Felsen zu kleben scheint, zu bringen, setzt sich der Wirt ins Auto. „Eine teure Ausnahmegenehmigung“ nennt er die Erlaubnis für den sonst nur fußgängigen Weg. 208 Stufen führt er von Uttewalde herab, eine reichliche halbe Stunde braucht man für die bequeme Strecke bis zum Markt in Wehlen, nur fünf Minuten entfernt findet man das sagenbehaftete Felsentor.

Flößerstube: Honigbier und Himbeerbrause

Es sind anderthalb Stunden bis zur Schrammsteinaussicht, knappe 100 Meter zur nächsten Straßenbahnhaltestelle und gerade zehn Meter zum Wohnwagen. Wo dieser Ort liegt? Im einzigen Tal, wo eine Straßenbahn zwischen Sandsteinfelsen verkehrt – im Kirnitzschtal in der Sächsischen Schweiz. Es gibt viele Einkehrmöglichkeiten in diesem Tal, aber nur eine, wo man gleich nebenan campen kann: an der Ostrauer Mühle.

Bis 1952 gab es dort noch eine Sägemühle. Der Campingplatz Ostrauer Mühle wurde 1977 eröffnet. Bei Wanderern wie Campingfreunden beliebt ist die hausgemachte Sülze, die mit Remoulade – ebenfalls aus eigener Produktion – Salat und Bratkartoffeln serviert wird. Logisch, dass auch die Bratkartoffeln in der Flößerstube-Küche frisch gebrutzelt werden. Gemütlich verzehrt man diese dann bei Honigbier oder Himbeerbrause auf der Terrasse an massiven Holztischen zwischen Lobelien- und Schmucklilientöpfen.

 

Wachbergbaude: Hausmannskost mit Fernsicht

Sie heißt Heidi und ihre Welt sind tatsächlich die Berge, oder besser: ein Berg. So weit sich Heidi Müller zurück erinnern kann, ist sie auf dem Wachberg zu Hause gewesen. Und das ging auch den Generationen vor ihr schon so. „Mein Ururgroßvater war eigentlich Buchbinder in Leipzig. Aber er fand die Gegend hier so schön, dass er sich bewarb, als ein Nachfolger für die Gaststätte gesucht wurde“, erzählt die Frau mit den blonden Locken und springt in Gedanken ins Jahr 1898. „Er kam mit seiner Frau auf den Wachberg. Es war kalt und neblig und die Ururgroßmutter wollte nur eines: So schnell wie möglich wieder weg.“ Sie habe die Koffer unausgepackt stehen gelassen und auf besseres Wetter für die Abreise gewartet. „Dann kam der erste Frühlingstag mit Sonne und Fernsicht. Sie blieb – und wollte nie wieder im Leben irgendwo anders hin.“

Fast könnte man meinen, die Liebe zum Wachberg sei von da an genetisch weiter gegeben worden, mittlerweile an die fünfte Generation. Heidi Müllers Eltern leben über der Gaststätte, sie selbst mit ihrer Familie am Fuß des Berges in Saupsdorf.

Foto: foodinaire - Fotolia©: foodinaire Fotolia
Foto: foodinaire – Fotolia

Von der geschlossenen Veranda wie auch vom Biergarten schwenkt der Blick vom Zittauer übers Böhmische bis ins Osterzgebirge. Und natürlich sieht man ein ganzes Stück Elbsandsteingebirge. Doch nicht nur die Fernsicht zieht – Stammgäste kehren gern wegen des Wellfleischs und der Hausmacher-Sülze ein. „Beliebt ist auch die Wachberg-Platte“, sagt Heidi Müller und nennt verschiedene Sorten Wurst, ein kleines Stück Schnitzel, Käse, Salat und Spiegelei als Zutaten. Die Tagesgerichte werden mit Suppe und Kompott serviert und eilige Wanderer freuen sich, dass auch die einfache Bockwurst im Angebot ist. Die Wirtin schätzt noch etwas anderes: „Dass man zu uns auch mit dem Auto kommen kann.“ Zwar sei die Zufahrt schmal, aber gerade für ältere Leute und jene mit viel Gepäck – in der Wachbergbaude warten sechs Zimmer auf Gäste – ein fahrbarer Vorteil. ■

Restauration Pfaffenstein, Fels Pfaffenstein, 01827 Pfaffendorf,
Gasthaus Waldidylle, Grundstrasse 2, 01847 Uttewalde,
Berggaststätte Wachbergbaude, Wachbergstraße 66, 01855 Saupsdorf,

Flößerstube, Ostrauer Mühle, 01814 Bad Schandau,

Bildnachweise:

  • Fisch: foodinaire Fotolia
  • Logo Sächsisch-Böhmische Schweiz: TVSSW
  • cbaWinterwandernSchmilkaerKesselTPR_8913: Sebastian Thiel

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